Interview Monkey Beach 2020

Monkey Beach Quelle: www.monkeybeach.de

Bandname: Monkey Beach

 

Mitglieder (Instrumentenzuordnung):    

Andy - Keys u. Gesang

Armin - Bass u. Gesang

Andi - E-Git u. Gesang

Andrea - Sax

Michi - Posaune

Thommy - Trompete

Simne - Akustikgitarre

Fipse - Schlagzeug

 

Durchschnittsalter: gefühlt: 25, geschätzt: 33, gerechnet: ???

 

Gründungsjahr: 2007

 

Ort/Herkunft: Illertal (Memmingen/Tannheim)

 

Internetadresse: www.monkeybeach.de

 

Datum des Interviews: Anfang November 2020

Monkey Beach CD: Tempel der schlechten Musik (2020) Quelle: www.monkeybeach.de

Hallo! Mal ein paar Fragen direkt zu Euch: Wie würdet ihr Eure Musikrichtung als Ska-Band näher charakterisieren?


Simon: Allgäuer Ska - heimatverbunden aber weltoffen, direkt aber immer mit einem zwinkernden Auge, ungewöhnlich aber liebenswert, politisch/ideologisch, aber mit guter Laune 

Andy: Musikalisch gesehen ist das Element, das sich durchzieht, eigentlich der Offbeat. Manchmal entwickeln sich unsere Songs dann eher zu Ska-Punk à la Sonderschule oder Reel-Big Fish, manchmal wird es reggae-lastiger oder es geht in die HipHop Richtung. 

 

Wie seid Ihr auf den Bandnamen gekommen?

 

Simon: Wir haben uns immer als Geheimtipp gesehen. Und als AndyB dann von seinem Thailand-Trip zurück kam und erzählte, dass ihm Einheimische oft den etwas schwer zugänglichen “Monkey Beach” als Geheimtipp zum Baden empfohlen haben, war die Entscheidung für den Bandnamen getroffen.

 

Welchen Song sollte man sich anhören, um Eure Musik am besten kennenzulernen?

     

Simon: Einer wird nicht reichen. Dazu sind wir zu abwechslungsreich. Oder zu unfokussiert :P Wenn ich mich trotzdem auf einen festlegen müsste, dann vermutlich "Ska in der Sauna".

 

Andy: Und dann TdSM, den Titelsong des aktuellen Albums. Da führt der Text gleich noch in die Bandgeschichte ein.


Hat Euch eine Ska-Band /Ska-Persönlichkeit am meisten beeinflußt?

Simon: Eine? Puh,... wieder schwierig sich auf eine festzulegen. Da gab es viele Seeed, FURT, Rotfront, Reel Big Fish, …

 

Andy: Ich würd' ergänzen, uns hat hauptsächlich das Querbeat-Festival Unterwaldhausen und das Chiemsee Summer Reggae beeinflusst. Bevor wir uns als Band zusammengefunden haben, waren die meisten späteren Mitglieder jährlich dort zu Besuch. Dort haben wir gesehen, dass Blasinstrumente nicht nur zur traditionellen Blasmusik taugen. Besonders beeindruckt haben mich die lokalen Vorbilder The Mellers und Moskovskaja, die irgendwie eine gute Brücke geschlagen haben, zwischen unserem ländlichen Oberschwaben und der Welt. 

     

Welches ist Euer Lieblingssong/ -CD

 

Simon: CD: Monkey Beach - TdsM | Cat Empire - Cinema

Song: Monkey Beach - Emma | Irie Revoltes - Soleil

 

Welche Musikrichtung, neben dem SKA, hat Euch am meisten geprägt?

 

Simon: Punk, Punkt!

Andy: Zu Gründungszeiten der Band Dancehall, Ska-Punk und Balkan Beats. Später dann immer mehr Hip Hop, vor allem, als Bands wie Jan Delay und Fettes Brot anfangen haben, Ska-Versionen ihrer Songs für Liveauftritte zu benutzen.

 

Gibt es eine Botschaft, die Ihr mit Eurer Musik vermitteln wollt?

 

Andy: Erstens: Nehmt alles nicht so ernst! Dann: Seid nett zueinander. Und: Lacht mehr. 

     

Hat SKA für Euch auch eine politische Bedeutung?

 

Andy: Allein schon wegen der Geschichte der Musik, ist das Bekenntnis eine Ska-Band zu sein und sich einzuordnen in die Musik der Rude Boys, der Unterprivilegierten- und dann Arbeiterbewegung in UK ein Statement. Es ist eine durch den kulturellen Austausch gewachsene Musik und sie lebt davon, dass man die Welt ohne Scheuklappen wahrnimmt. Ska-Musik “weiß, wo sie herkommt”, erfindet sich aber immer wieder neu. Das ist für mich die politische Bedeutung: Offen sein für Neues, nicht im Gestern hängen bleiben. Seine Wurzeln kennen, aber sich nicht gegenüber anderen verschließen. 

Monkey Beach Quelle: www.monkeybeach.de

Die Fragen zu den Konzerten

 

Ein paar Fragen zu Euren Konzerten: Was waren Eure besten und schlimmsten Konzertorte?

 

Andy: Das beste Konzert für mich war der Opener Gig auf dem Querbeatfestival 2018, den sieht man auch im Video zu Festival… Der schlimmste war ein Gig in unserer Anfangszeit, im Go-In in Obergünzburg. Dort haben wir zum ersten Mal die Setlist verändert und wir kamen nicht drauf klar, plötzlich mit einem ganz anderen Song das Konzert zu eröffnen und jeder auf der Bühne hat quasi ein anderes Stück gespielt…

 

Simon: Ich fand auch den Gig beim Night of the Alps eine krasse Erfahrung, da wir mit Shuttleservice und Unterbringung im Hotel “wie eine richtige Band” behandelt wurden. 


Auf SKA-Konzerten findet man ja wirklich die unterschiedlichsten Typen. Wie würdet Ihr Euer Publikum charakterisieren?

Andy: Kommt natürlich drauf an, welche Band wir supporten oder bei welchem Festival wir spielen. Als wir Vorband bei Buster Shuffle waren, sah das Publikum anders aus, als bei Raggabund. Aber da wir sehr viel Studentenfeste gespielt haben, zielen wir schon sehr stark auf das Publikum, das eher barfuß, als in Boots vor der Bühne steht. 

 

Was spielt Ihr als Zugabe?

     

Andy: TEETTTRRRRRIIIISSSSSS! Dann wenn alle schwitzen: Ska in der Sauna.

Und ganz zum Schluss immer den Song Fred erst bis zum Intro, dann kommt ein Break, ich proste dem Publikum zu, leer mein Bier, aus dem ich meistens den ganzen Auftritt nix getrunken hatte und steig dann ein mit “Ich bin zufrieden”. Das ist die Massage, die in den Ohren bleiben soll, wenn wir die Bühne verlassen.

 

Gibt es ein verrücktes Erlebnis auf einer Tour, welches erzählenswert ist?

 

Andy: Wir standen nach einem Kneipenauftritt an der Theke. Auf einmal zieht der Typ neben uns blaue Schminke aus der Tasche, malt sich mit seiner Hand sein Gesicht blau an. Auf unsere verwirrten Blicke reagierte er mit einer Klarstellung: “Das gehört sich so”. Seitdem ist das das Totschlag-Argument in Band-Diskussionen. 

 

Simon: Unser Trompeter im Dirndl auf der Bühne hat sich mir auch ziemlich eingebrannt oder wie Andy den Schlussakkord im Sprung spielt und bei der Landung auf dem Stromkabel aufkommt und dabei der gesamten Bühne den Saft klaut, so dass wir und das Publikum danach im Dunkeln standen. 

 

Mit welcher Band würdet Ihr am liebsten zusammen auftreten?

 

Andy: Ich würde gern mit La Vela Puerca auf der Bühne stehen. Oder mit dicht & ergreifend, das ist hoffentlich wahrscheinlicher.

 

Simon: Support für Dubioza kollektiv oder Gogol Bordello wäre spitze. Vor allem auf Backstage wäre ich da auch gespannt :D 

 

Wie geht Ihr mit Corona um? Ska ist ja nun mal definitiv auch eine Live-Musik, die auf Konzerten und Festivals am meisten Spaß macht! Wie geht Ihr mit der Distanz zu den Fans um? Aber möglicherweise auch mit Umsatzeinbußen.  

 

Andy: Zum Glück haben wir uns irgendwann entschieden, Musik als Hobby zu betreiben. Somit sind wir gewohnt, dass unsere Bandkasse leer ist. Aber es ist sehr traurig, dass wir den CD Release dieses Jahr überhaupt nicht mit den Fans feiern konnten. Der ist jetzt im großen Corona-Nichts verpufft. Wir haben bei mehreren Soliaktionen unserer lokalen Konzerthalle, dem Kaminwerk in Memmingen, mitgemacht. Die trifft es natürlich viel härter als uns. Wir nutzen die Zeit, unser Promotionmaterial, Homepage, usw. zu überholen. UND! Wir geben Interviews.

 

Simon: Man muss ja sagen, dass es bei uns nicht um Existenzen geht. Klar ist es schade, dass wir nicht proben und keine Auftritte spielen können. Auch die ausgefallene Releaseparty schmerzt natürlich. Aber wir sind immerhin nicht darauf angewiesen! Da geht es anderen Kulturschaffenden wesentlich dreckiger. Ich drück die Daumen, dass sie Situation hier schnell wieder in Richtung Normalität entwickelt. Wir machen solange eben häufiger Video-Meetings, um uns wenigstens hin und wieder mal zu sehen.

Monkey Beach Quelle: www.monkeybeach.de

Fragen zur Ska-Geschichte

 

Vielleicht noch ein wenig zum Thema Ska-Geschichte? Es wird häufig von 1-3 Ska-Welle gesprochen. Inwieweit könnt Ihr Euch damit identifizieren? Was kommt nach der 3. Ska-Welle? Wie seht Ihr die Zukunft des SKA?

 

Andy: Also wir zum Beispiel sind ja weder eine Ska-Punk Band noch eine 3. Welle-Band. Die Ska-Punk-Phase ist ja vielleicht auch am Ausklingen. Schließlich werden Ska-P, Reel-Big Fish und Mad Caddies auch immer älter. Vielleicht wird die Zeit später irgendwann mal als 4. Welle bezeichnet. Aber ich glaub die Zukunft des Ska hat schon begonnen. Ska ist jetzt zum Stilmittel geworden, das in vielen anderen Musikrichtungen aufgegriffen wird. Hör dir mal die Live Version von “Der beste Rapper ist offensichtlich ich” von Fettes Brot an. Da bedienen sich die HipHoper der Live-Überlegenheit von Ska. Dann bist du, wie ich, auf Ska-getrimmt auf einem Festival, siehst so einen Auftritt und erkennst auf einmal, krass, HipHop is ja mehr als nur mit den Händen auf und ab wippen. Oder Dr. No von Babyshambles, auch so ne Ska-Überraschung. Die Einflüsse dieser Musikrichtungen schwappt dann in vielen kleinen Wellen wieder zurück in die Ska-Szene. Es wird natürlich die Frage kommen: Ist das dann noch Ska? Aber ich sage ja auch ständig, dass wir eine Ska-Band sind. Stimmt das? Keine Ahnung.  

 

Wie kommt es, dass sich die meisten jungen Bands entweder in Richtung traditional Ska oder Ska-Punk entwickeln?

 

Andy: Also ich kann da nur für mich antworten. Ich liebe zum Bespiel 2nd Wave Ska zu hören, aber den Sound kann ich nicht machen. Also ich glaub das war ein Kind der Zeit und es gehörte genau da hin. Der Sound war die Antwort auf die Ungerechtigkeit und die Perspektivlosigkeit der Arbeiterjugend in UK. So 'ne Musik kannste nicht machen, wenn du als Sohn eines Beamten im beschaulichen Allgäu auf's Gymi gehst. Was dann aber geht, ist den Weg zum Zeitlosen, ursprünglichen Sound einzuschlagen oder zu dem Sound, der gerade lebendig ist und in der Szene so richtig gelebt wird. Traditional Ska, das ist der zeitlose Sound. Schöne, mehrstimmige Bläsersätze. Variantenreiche Neu-Interpretationen bekannter Melodien... ich verbinde diese Bands immer mit den Musik- und Arrangement Nerds, die professionell Musik machen und wo es vor der Bühne auch nicht abgehen muss, dafür stimmt eben jeder Ton. Das hat seinen Charme. Wir sind jetzt eine Band, die die andere Richtung eingeschlagen hat, und dass lief vielmehr so: Als wir musikalisch geprägt wurden waren Reel-Big-Fish, Ska-P, Mad Caddies, NOFX, die Bands, die uns auf Festivals umgehauen haben. Auf denselben Festivals spielten aber auch Bands allerlei verwandter Musikrichtungen wie Mono&Nikitaman, Seeed oder Cat Empire - die auch Spuren in unseren Ohren hinterlassen haben. Wir hatten dann einfach Bock 'ne Band zu gründen, um auch mal auf einem Festival zu spielen. Und ich glaub gerade die Festivalkultur, bei der Ska oft mit Reggae, Dancehall, HipHop, Balkansound und Ska-Punk gemischt präsentiert wird, führte dazu, dass auch der Sound unserer Bandgeneration aus dieser Mischung entsteht. Und das was die Mischung immer noch am besten beschreibt, ist Ska-Punk-Band.
 

Warum hat es der Ska so schwer, sich zu etablieren? Ist Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt?

 

Andy: Und wir sind verdammt jedem Menschen zu erklären was Ska ist. Reggae nur schneller? Aber warum ist das so? Madness hat es ja zum Radioklassiker geschafft und die Specials durften nochmal mit Amy Winehouse auf die Bühne - das ist ja nicht ganz ewiges Schlummerdasein. Trotzdem bleibt die Ska-Szene irgendwie unter sich, was ja auch irgendwie was schönes hat. In unserer Generation hat sich Ska aber, würde ich sagen, als stadtfesttaugliche Livemusik etabliert. Das war während meines Studiums in Freiburg so, wo die Ska Locals The Refrigerators, das Highlight beim Tanz in den Mai waren. Und wir erleben das auch, dass Ska auch für Leute außerhalb des Szene, einfach eine unglaublich ansteckende Live-Qualität hat. Nur ist es halt so, du kommst dahin, spielst 'nen geilen Gig, alle tanzen, findens cool und danach weiß keiner wer Monkey Beach ist, und dass das jetzt Ska war.

     

Simon: Schlummerdasein würde ich nicht sagen. Viel besser passt doch Nischendasein, denn da wo Ska gespielt und gehört wird schlummert für gewöhnlich niemand ;) 
 

Schließlich was Allgemeines

 

Letztlich noch ein paar allgemeine Fragen: Welche Band / Ska-CD würdet Ihr den Surfern/Ska-People besonders ans Herz legen wollen? (Mal abgesehen von Euren eigenen ;-)

 

Andy: Ich hab das Album “King of Bongo” von Mano Negra ziemlich spät entdeckt und finde es unglaublich gut. Eine echt coole Band ist auch dDub aus Neuseeland.
 

Wen würdet Ihr als den "Godfather of Ska" bezeichnen?

     

Andy: Für mich sind die Skatalites die Godfathers. Da steh' ich nur baff vor der Bühne. Als wir mit Susan Francis (Cadogan) im Backstage saßen, umgab sie aber auch so eine Aura von “Godmother of Ska”.

 

Welche SKA-Webseite würdet Ihr den Surfern im Netz besonders empfehlen? Welche Favoriten habt Ihr?

 

Andy: http://www.querbeat-festival.info/

 

Was steht an nächsten Projekten/ Konzerten an? Wird es eine neue CD geben? Wann kommt sie raus und was wird auf uns zukommen?

 

Andy: Eine CD haben wir gerade erst herausgebracht. Nächstes Projekt ist Corona überleben und dann unseren Platz in der zerstörten Kulturlandschaft finden. Vermeintlich gibt es viele Soli-Gigs zu spielen. Wenn es wieder erlaubt ist wollen wir auf jeden Fall befreundete Bands zusammen trommeln und mit einem kleinen Festival das CD Release nachfeiern.

 

Sagt doch was Ihr wollt :-)

Danke Dir für die Gelegenheit uns hier vorzustellen.