Interview Jokerface
Bandname: Jokerface
Mitglieder (Instrumentenzuordnung): Julian "Trutz" (Gesang und Gitarre), Simon "Pie" (Gesang und Saxophon), Patrick "Raffe" (Schlagzeug), David "Dave" (Bass), Lukas "Luki" (Keyboard), Jakob "Chuck" (Zweite Gitarre -
noch nicht offiziell)
Durchschnittsalter: 27,3
Gründungsjahr: 2004/2005
Ort/Herkunft: Naturns / Südtirol / Italien
Internetadresse: www.facebook.com/jokerfaceska
Datum des Interviews: Dezember 2017
Die "direkten" Fragen ;-)
Hallo! Mal ein paar Fragen direkt zu euch, wenn ich darf?: Wie würdet ihr eure Musikrichtung als Ska-Band näher charakterisieren?
Wir haben uns im Laufe der Jahre immer mehr vom ursprünglichen
60's Ska & Reggae sowie Mod-Sound inspirieren lassen. Mittlerweile haben wir eine eigene Mischung gefunden und kombinieren traditionelle jamaikanische Einflüsse mit der heutigen Spielweise des
Ska und Reggae. Wichtig ist für uns, dass die Wurzeln dieser Musikrichtung in unseren Songs noch klar erkennbar bzw. hörbar sind.
Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
Das wissen wir leider nicht mehr so genau! :-) Wir hatten damals (2004) den Entschluss gefasst, eine Band zu gründen und hatten während einem Kartenspiel lange über den Namen gegrübelt. Vermutlich hat dann jemand den Joker ausgespielt und so sind wir auf Jokerface gekommen. Dieser Name war ursprünglich nur als Zwischenlösung gedacht. Wir haben uns dann aber nicht mehr die Mühe gemacht, uns einen anderen Bandnamen einfallen zu lassen und so ist es bis heute bei Jokerface geblieben.
Welchen Song sollte man sich anhören, um eure Musik am besten
kennenzulernen?
Das ist schwierig zu sagen. Ein Song reicht da vermutlich nicht.
Wir denken, dass man sich sicher beim Song "Jokerface" eine Idee über uns und unsere Musik machen kann. Empfehlen würden wir auch "I remember", wo man inhaltich hinter die Kulissen von Jokerface
blicken und unsere Entwicklung als Band sowie Einzelpersonen nachverfolgen kann. "Every Night" unterstreicht dagegen, dass wir für fast jeden Spaß zu haben sind. :-)
Hat euch eine Ska-Band /Ska-Persönlichkeit am meisten beeinflußt?
In unseren Anfangszeiten hat zweifelsfrei die Südtiroler Band "Club 99" eine große Rolle gespielt, wenn es um die stilistische Ausrichtung ging, denn sie hat den Ska nach Südtirol gebracht. Hauptsache es war schnell und laut. Im Laufe der Zeit haben wir dann Bands wie Mr. Review, The Skoidats usw. für uns entdeckt bis wir uns schließlich immer mehr mit dem ursprünglichen 60's Ska & Reggae identifiziert haben. Heute sind es neben Bands der ersten Stunde sicherlich auch moderne Formationen wie "The Slackers" die unseren Sound beeinflussen.
Welches ist euer Lieblingssong/ -CD?
Julian: Johnny "Guitar" Watson - "Too Late" / Simon:The
Skatalites - "Phoenix city" / Patrick: Martha Reeves & The Vandellas - "Heat Wave" / David: Jacob Miller - "All night till daylight" / Lukas: The Drifters - "Under the boardwalk" / Jakob:
Gaylads - "Sound of silence"
Welche Musikrichtung, neben dem SKA, hat euch am meisten geprägt?
In erster Linie Blues, Mod-rock und Nothern Soul, aber auch
Punkrock, obwohl Letzters kaum mehr in unseren Songs Berücksichtigung findet.
Gibt es eine Botschaft, die ihr mit eurer Musik vermitteln wollt?
Wir haben keine konkrete Botschaft als Band. Wir wollen Musik machen, 'ne gute Zeit haben! Wir genießen unsere Konzerte und das ganze drum und dran.
Hat SKA für euch auch eine politische Bedeutung?
Wir persönlich haben alle eine klare politische Position und die lautet zweifelsfrei "strictly antifascist". In unseren Songs greifen wir diese politische Position weniger oft auf, da wir keine politische Band sind. Für uns, als Teil der Skinhead Szene war es immer wichtig, uns da klar zu positionieren. Zudem finden wir, dass es bereits der Hausverstand sagt, dass eine Ska und Reggaeband antifaschistisch und antirassistisch sein sollte.
Die Fragen zu den Konzerten
Ein paar Fragen zu euren Konzerten: Was waren eure besten und schlimmsten Konzertorte?
Absoluter Tiefpunkt war wohl unser Konzert auf dem Kulturrock-Festival 2014 in Kastelbell bei uns in Südtirol. Das war wohl die peinlichste Show, die wir gespielt haben. Wir wollen ja nicht dem Alkohol die Schuld geben, aber… :-) Und bei uns ist es leider öfters so, dass wenn wir nach längeren Proberaumpausen wieder mal auf der Bühne stehen, nicht immer alles so reibungslos abläuft wie gewünscht. Glücklicherweise überwiegen aber die Highlights, dazu zählt sicherlich der Tourabschluss dieses Jahr im Noel's Ballroom in Leipzig, aber auch die Shows als Backing Band von Roy & Yvonne sowie die Auftritte beim This is Ska Festival.
Auf SKA-Konzerten findet man ja wirklich die unterschiedlichsten Typen. Wie würdet ihr
euer Publikum charakterisieren?
Wir denken, dass unsere Musik sicher ein breites Publikum anspricht. In erster Linie sind es aber Liebhaber von traditionellem Ska und Reggae sowie Szene-Publikum, die auf unseren Konzerten kommen.
Was spielt ihr als Zugabe (welchen Song)?
Vorwiegend "Don't let me down" oder "Reggae from the ghetto".
Gibt es ein verrücktes Erlebnis auf einer Tour, welches erzählenswert ist?
Oje… :-) Alle bisherigen Touren waren verrückt und einzigartig. Da ist es schwierig ein besonders Erlebnis in den Vordergrund zu stellen. Wenn wir auf die diesjährige Tour zurückblicken, dann war es sicherlich der Abend in Wilhelmshaven. Das war eine Schlacht bis in die Morgenstunden. Da sind wir alle ausgerastet (im positiven Sinne) und hatten einen echt spaßigen Abend. Das Konzert war super, die Leute sowieso, und wir waren die letzten, die übrig geblieben waren und wurden vom Veranstalter gezwungen, endlich auf's Zimmer zu gehen, damit er zusperren konnte.
Mit welcher Band würdet ihr am liebsten zusammen auftreten?
Wir hatten bereits das Glück, mit vielen namhaften Ska- und Reggae-Bands auf der Bühne zu stehen. Was uns besonders freuen würde, wäre eine gemeinsame Tour z.B. mit "The Slackers" oder "The Valkyrians".
Was mich schon immer beschäftigt, ist die Frage, wie ihr mit Nazi-Skins auf Konzerten
umgeht?
Wir waren bislang nie in der Situation, dass bei einem unserer Konzerte Nazi-Skins im Publikum waren. Wir sind, wie schon erwähnt, politisch klar positioniert und zudem informieren wir uns vorab, bevor wir Konzertanfragen annehmen. Sollte das, aus welchem Grund auch immer, irgendwann mal der Fall sein, dann würden wir das Konzert erst spielen, sobald diese Leute die Veranstaltung verlassen haben.
Fragen zur Ska-Geschichte
Vielleicht noch ein wenig zum Thema Ska-Geschichte? Es wird häufig von 1-3 Ska-Welle gesprochen. Inwieweit könnt ihr euch damit identifizieren? Was kommt nach der 3. Ska-Welle? Wie seht ihr die Zukunft des SKA?
Man kann sicher die Entwicklung des Ska in diese Wellen einteilen. Wir denken, dass man mittlerweile einen guten Mix in der Skawelt findet, das sich wohl auch in
Zukunft so fortsetzen wird. Gleichzeitig ist es unserer Meinung nach auch gut möglich, dass im Großen und Ganzen der Ska als Genre ausgereizt ist. Wir, als Band, probieren unseren eigenen Linie zu
fahren. Die einzelnen stilistischen Ausrichtungen dieser Musik, die uns als Einzelpersonen gefallen, inspirieren uns beim Songwriting und fließen daher mit in unsere Songs ein. Das wird auch bei den
meisten anderen Bands der Fall sein, es sei denn man will wirklich authentisch traditionell klingen. Wir können uns nicht vorstellen, dass in Zukunft jemand den Ska neu erfinden wird.
Wie kommt es, eurer Meinung nach, dass sich die meisten jungen Bands entweder in Richtung traditional Ska oder Ska-Punk
entwickeln?
Die Musikrichtung, die als Band eingeschlagen wird, hängt unserer Meinung nach mit dem eigenen Musikgeschmack zusammen. Das heißt, wenn sich die Bandmitglieder dem
traditionellen Ska hingezogen fühlen, dann werden sie sich vermutlich entscheiden, traditionellen Sound zu spielen oder umgekehrt. Zudem glauben wir, dass sich viele Bands auch von ihren
musikalischen Vorbildern leiten lassen und sich das dann auf ihre Musik niederschlägt.
Warum hat es der Ska so schwer, sich zu etablieren? Ist Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt?
Wir denken nicht, dass der Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt ist. Diese Musikrichtung hat ihre Höhen und Tiefen. Aber es ist sicher auch so, dass sie vielfach als Nischenmusik betrachtet wird. Das ist aber nichts Negatives, denn sie wird so nie ihren Reiz verlieren. Dass der Ska es so schwer hat sich zu etablieren, kann vermutlich auch damit zusammenhängen, dass es dem Reggae besser gelungen ist sich durchzusetzen.
Schließlich was Allgemeines
Letztlich noch ein paar allgemeine Fragen: Welche Band / Ska-CD würdet ihr den Surfern/Ska-People besonders ans Herz legen wollen? (Mal abgesehen von euren eigenen ;-)
Auf jeden Fall "The Slackers" und alles was sich um die Mitglieder dieser Band dreht. Es ist eine fantastische Kombo, die uns stilmäßig sehr anspricht. Spitze
sind auch ihre "Nebenprojekte". Empfehlen würden wir auch "The Traveler All Stars", weil sie einfach einen richtig schmiessigen Reggae spielen.
Wen würdet ihr als den "Godfather of Ska" bezeichnen?
Wir würden immer noch Laurel Aitken als "Godfather of Ska" bezeichnen, da er unserer Meinung nach den traditionellen Ska zu dem gemacht hat, was wir heute traditionell
nennen.
Welche SKA-Page würdet ihr den Surfern im Netz besonders empfehlen? Welche Favoriten habt ihr?
Jede Internetseite, jedes Fanzine oder auch jedes Radioprogramm, das sich mit Ska und Reggae auseinandersetzt, sollte unterstützt werden. Wir möchten hier niemanden
hervorheben, denn wir sind der Meinung, dass jeder einzelne davon einen wichtigen Beitrag für diese Musik und die Szene leistet.
Was steht an nächsten Projekten/ Konzerten an? Wird es eine neue CD geben? Wann kommt sie raus und was wird auf uns
zukommen?
Nach unserer CD-Release Tour im Oktober und einem letzten Konzert im Jux in Lana (Südtirol) haben wir uns vorerst in eine kurze Konzertpause verabschiedet, da
Julian Nachwuchs erwartet. Im Hintergrund laufen die Fäden aber weiter. Wir arbeiten bereits an neuen Songs und planen im kommenden Jahr wieder ins Tonstudio zu gehen. Ein weiteres Album wird es auf
jeden Fall geben, genaueres können wir aber im Moment nicht sagen, zudem ist die Scheibe "Jokerface" erst kürzlich veröffentlicht worden. Das Konzertprogramm für 2018 ist ebenfalls in Ausarbeitung.
Wir können jetzt schon sagen, dass wir auf einigen größeren Festivals spielen werden, außerdem werden wir im Herbst wieder traditionell durch Deutschland touren.
Sagt doch was ihr wollt :-)
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bisher unterstützt haben und das hoffentlich auch in Zukunft tun werden, bei unseren Familien, Freunden und allen Leuten die unsere Konzerte besuchen. Und natürlich ein Dankeschön auch an den DUDE, für die Möglicheit, uns auf dieser Plattform vorstellen zu können.