Isetta Drive

Dass gerade junge Bands leicht in die Mühlen der Justiz geraten können zeigt das Beispiel der aufstrebenden Band Isetta Drive.

Gerade stolz ein Label gefunden und die erste CD produziert zu haben fand man sich kurze Zeit später schon vor Gericht wieder.

Trotzdem liegen die Früchte des zwei Jahre andauernden Rechtsstreites nun endlich in Form der selbstbetitelten CD „Isetta Drive“ vor.

Ich sprach mit Jens (Gesang) und Timm (Gitarre).

W: Seit wann gibt’s Isette Drive jetzt schon?

J: fünf Jahre.

W: habt Ihr schon vorher Musik gemacht? Bzw von welchen Bands kommt Ihr?

T: Elch, Amir und ich hatten vorher eine gemeinsame Band namens „Waste Away“. Da ist uns der Sänger abhandengekommen.

Und Jens hatte gerade Mr. Ed verlassen, bzw hatten die sich gerade aufgelöst.

W: aber die Wauzis unterschlägst du geflissentlich?

J: Niemals! Ich habe gerade erst bei ebay das Album im zweiten Anlauf ersteigert. Beim ersten Mal hat mich tatsächlich einer überboten...eine Unverschämtheit! :-)

W: Eure neue CD liegt nun vor. Ist das euer Erstlingswerk oder gab es schon vorher Veröffentlichungen?

J: Wir hatten vorher schon eine EP. Die haben wir in Köln bei Jan Loewenhaupt aufgenommen, der schon das Palealbum gemacht hatte.

Die ist aber nie physisch rausgekommen sondern nur als Download.

T: Und vorher noch eine Mini-CD, die wir im Proberaum mitgeschnitten hatten.

W: mit der neuen CD hattet Ihr ja wohl richtig Stunk mit einem Label gehabt.

J: Nun, wir haben das Album mit Tom Ripphahn aufgenommen und sind mit ihm auch super klar gekommen. Der hat da richtig gute Arbeit abgeliefert.

T:Nur dieser Typ von dem Label hat uns mit dem Vertrag immer weiter vertröstet, bis das Album schließlich im Kasten war.

J: Der meinte immer,der werde noch vom Anwalt geprüft. Dann hat er uns einen

Vertrag vorgelegt, in dem mehrfach nicht unser Name ,sondern der einer anderen Band stand. Soviel zu „vom Anwalt geprüft“. Wir haben den Vertrag dann unsererseits von nem Anwalt prüfen lassen und der meinte, der Vertrag sei sittenwidrig.

T:Wir haben uns dann gedacht: „Blöd gelaufen, zahlen wir halt das Studio und gut ist“. J:Allerdings verweigerte der Herr uns dann aber die Herausgabe der Bänder und verklagte uns auf entgangene Gewinne.

Damit ist er letztendlich dann zwar nicht durchgekommen, aber das Ganze hat uns zwei Jahre gekostet.

T: Zwei Jahre in denen wir kaum auftreten konnten.

J: Letztendlich sagte uns der Richter, dass dieser Prozess sich noch ewig hinziehen könnte, so haben wir uns auf einen Vergleich eingelassen.

W: und wie sah der aus?

J: Im Endeffekt lief es, wie schon im Vorfeld von uns angeboten,so, dass wir die Studiokosten tragen. Der Herr hat das Ganze dann auch noch im Internet als Sieg der Gerechtigkeit gefeiert.

Einen Vergleich...Unfassbar.

Und obwohl die Arbeit ein anderer,nämlich der Tom, gemacht hat,wollte er dann auch noch unbedingt als Co-Produzent auf dem Album genannt werden. Der besagte Kollege kam auch zwei, dreimal in Studio vorbei, hat CDs gehört und -aus unserer Sicht- mehr oder weniger gestört, wollte aber unbedingt im Nachhinein als Produzent auf dem Album genannt werden...wenns schön macht!

Nun haben wir auf das Cover ganz klar geschrieben wer das Album produziert hat und uns auch gerne bedankt und dann im Absatz „laut Vergleich…. Sind wir angehalten folgende Person als Produzent zu nennen“. Denke da wird jedem klar, dass da was nicht gestimmt hat. Wir haben da jedenfalls keine guten Erfahrungen gemacht.

T: Aber andere auch nicht.

J: Stimmt.Im Laufe unseres Rechtsstreits hatten wir immer öfter Kontakt zu Bands, die mit diesem Herrn dieselben Erfahrungen gemacht haben. Es war für sie wohl auch kein Monogenuss sondern eher ein Stereoverdruss. Oops, noch genauer kann ich wirklich nicht werden. Und zum Glück haben wir ja genau durch dieses Chaos erst den Kontakt zu G-Records bekommen, die jetzt unser Album veröffentlicht haben, da sie den Rechtsstreit am Rande mitbekamen und uns sozusagen den Glauben an faire Labels wieder geben wollten...hat geklappt!

W: Da biste echt machtlos im Rechtsstaat.

T: Ach,die Mühlen mahlen halt langsam.

W: Magst du ein paar Beispiele geben, was an dem Vertrag aus eurer Sicht sittenwidrig war? Nur um andere Bands zu warnen?

J: Nee, Nee, Nee, auf gar keinen Fall! Ich werde mich hüten dazu was zu sagen, sonst finden wir uns morgen schon wieder vor Gericht wieder.

Was ich aber sagen kann, wenn man einen Vertrag vorgelegt „bekäme“ in dem drin stehen „würde“, dass wenn man z.B. ein Video dreht, und man vielleicht jemanden kennt,

der das Video nach den Bandwünschen zu einem akzeptablen Preis produzieren würde, das Label es aber ablehnen und einen anderen Produzenten beauftragen dürfte.

Auf Kosten der Band natürlich. So was könnte ich natürlich nicht unterschreiben. Gesetztenfalls. Nur so als ein kleines Beispiel.

 

Anmerkung: Die Worte klingen eher enttäuscht als verbittert. Besonders wenn man bedenkt, dass Jens im Laufe des Gespräches nie müde wird Produzenten und Unterstützer wie das Pell Mell Festival hervorzuheben.

J: Aber wir haben auf dem nächsten Album ein Stück mit dem Namen „Dummschwätzer“ drauf, was damit gar nichts zu tun haben wird, worin ich aber diese Erfahrungen verarbeite.

W: also gibt es ein neues Album

T: Also klar, wir arbeiten daran. Haben bisher acht Stücke fertig. Wir planen mal, dass wir das dieses Jahr noch hinkriegen, damit sie dann 2013 auch rauskommt. Wenn wir gleich 2013 planen würden, würden wir wahrscheinlich nie fertig.

W: In der Region seid Ihr ja schon eine Marke, kommt Ihr auch weiter im Bundesgebiet rum?

J: Ja klar, schon. Hannover, Kaiserlautern, Homberg-Efze,die Weltstadt des Punkrock. Die Welt ist vor uns nicht sicher (lacht!).

 T: Wir wollen auf jeden Fall endlich mal in Berlin spielen.

W: Was mir aufgefallen ist, dass gerade in der Region Limburg aus der Ihr kommt, schon ein sehr eigener Sound gepflegt wird. Irgendwie Emo aber ohne Gekeife. Recht zeitlos. Man kann ja schon fast von der „Limburger Schule“ sprechen.

T: Gut, wir proben alle in Limburg im Kalkwerk. Das ist komplett selbstverwaltet. Und gerade unsere Generation mit Bands wie Bubonix, Conmoto, Morph oder wir pflegen da schon einen eigen Stil und beeinflussen uns natürlich auch in gewisser Hinsicht.

In Limburg gibt´s noch reichlich coole Bands zu entdecken.

J: Kommt einfach mal aufs Kalkwerkfestival nach Diez, da kann man das ganze Kalkwerkpotpurri bestaunen.

W: textlich seid ihr ja eher als unpolitisch zu bezeichnen, oder?

J: Sag das nicht. Irgendwie ist doch alles politisch oder sozialkritisch, es muss ja nicht immer der textliche Holzhammer rausgeholt werden. Man verarbeitet halt auch das was einen den ganzen Tag so beschäftigt. Ich z.b. bin Behindertenpfleger und habe meine Erfahrungen in dem Song „auf einem anderen Stern“ verarbeitet, wo die Welt aus der Sicht eines Menschen mit Behinderung beschrieben wird. Oder wenn man die Spaßgesellschaft mit Songs wie „Hauptsache mir geht’s gut“ persifliert.

Wenn ich höre, dass RTL Explosiv eine der meistgesehene Nachrichtensendung sein soll, dann lach ich mich doch kaputt.

 Mal schauen,was die neuen Texte so bringen. Ein paar sind ja schon fertig und teilweise recht düster. Mal sehen,ob das so bleibt.

T: Unsere Musik wird ja auch derzeit etwas komplexer, so wirklich Punkrock ist das nicht.

W: Wie steht Ihr zu der Rolle unserer Polizei und des Verfassungsschutzes bei den jahrelangen Mordtouren der NSU?

J: Auf der einen Seite hat es sich unsere Polizei verdammt leicht gemacht indem sie die Morde gleich auf milieubedingte Mafiamorde abtat ohne irgendwelche Beweise zu haben.

Auf der anderen Seite passiert so was direkt unter den Augen des Verfassungsschutzes, die das wohl mitbekommen haben und die sagen einfach nichts. Und wenn du dann noch hörst, dass sie fast so viele Beamte für die Beobachtung der Linken eingeteilt haben wie für die Überwachung der NPD fragst Du dich schon, was ist da los.

Da muss man auch eindeutig Stellung beziehen.

Ist schon irgendwie komisch,dass Milliarden zur Rettung dubioser Banken Milliarden eingesetzt werden und für die Unterstützung von Nazi-Aussteigerprogrammen ist kein Geld da. Da fängt man schon an zu grübeln. Irgendwie gewinnt man schon den Eindruck,dass der Staat bei Gewaltverbrechen von Links immer so laut schreit, dass dann plötzlich die Stimme weg ist, wenn sich Nazizellen bilden.

 

Track: „Hauptsache mir gehts gut“

Aktuelles Album: Isetta Drive

Intergroove Records

www.isettadrive.de