Sunrise Reggae & Ska Festival

Festivalname: Sunrise Reggae und Ska Festival

Art: Open Air

Monat des Interviews: Februar 2017

Interviewpartner: Christoph Völpel

Ort/Stadt: 89349 Burtenbach

Webadresse: www.sunrisefestival.de

Datum: 7. – 9.7.2017

Anzahl Festivaltage: 3

Anzahl der Besucher: 5000

Eintritt: 3. Staffel: Kombiticket/Tagesticket: WOE VVK 43 € + VVK Geb. (Keine Müllgebühr) / Tag Fr. + Sa: 26 € + VVK / So: 10 € + VVK

Camping: Ja Free & Green Camping

Anzahl bisheriger Festivals: 10

Datum erstes Festival: 24. & 25. August 2007

Musikstile: Reggae / Ska / Dub / Dancehall

Anzahl Bands: 10

Entstehungs-geschichte:

Wie seid Ihr auf den Festivalnamen gekommen?
Den Namen „Sunrise“ fanden wir von Anfang an passend für ein Reggae Festival.

Was hat Euch geritten, ein solches Festival auf die Beine zu stellen?
Als ehemalige Barbetreiber (Dilldapper) haben wir früher im Sommer die „Dilldapper Sommernacht“ als Open-Air veranstaltet. 2007 dann zum ersten Mal an 2 Tagen als Festival, mit der Idee ein kleines Reggae Festival (Das Genre Reggae war schon immer unsere Leidenschaft) mit Campingplatz, Bazar usw. auf die Beine zu stellen. Damals waren wir mit ca. 450 Besuchern bereits ausverkauft ;)

Was ist die Festival-Philosophie?
It´s a Family Ting – Das Sunrise hat sich mittlerweile zu einem sehr familiären Festival entwickelt. Auch unsere Mitarbeiter und Helfer bestehen vorwiegend aus Freunden & Verwandten die sich einmal jährlich in Burtenbach einfinden um gemeinsam ein Festival mit „Familiären Vibes“ organisieren. Viele Besucher sind Stammgäste und von Beginn an dabei. Da wird auch schon mal am Sonntag gemeinsam der Campingplatz aufgeräumt.

Wie sieht das Zielklientel aus? (regional, überregional, Typen)
Regional & Überregional. Mitlerweile auch viele Besucher aus Österreich und der Schweiz. Viele Familien mit Kindern.

Wie viele Leute arbeiten bei euch mit? Wie viele davon ehrenamtlich?
Während des Wochenendes arbeiten ca. 120 Helfer. Ein großer Teil davon ehrenamtlich. Die Devise lautet: Ein Tag arbeiten, zwei Tage feiern.

Was hat sich im Laufe der Zeit geändert?
Mit steigender Anzahl der Besucher wurde im Laufe der Jahre vom Auf- bis zum Abbau alles professioneller und optimierter durchgeführt. Auch wurden neue Highlights wie die Müllaktion „Respect Heinz Wiesen“ (der Bauer dem die Wiesen gehören heißt „Heinz“ und ist der heimliche Star des Festivals) eingeführt. Bei uns gibt es kein Müllpfand. Für jeden gefüllten Festivalmüllsack die die Besucher am Sonntag zur Müllstation bringen gibt es kleine Geschenke. (Plakate, CD`s, Goodies) Die Müllaktion gibt es seit 2010 und wird sehr gut angenommen. Die Campingplätze werden im Vergleich zu anderen Festivals sehr sauber hinterlassen. Der Umweltgedanke spielt eine große Rolle beim Sunrise. Bauer Heinz gibt auch während der Müllaktion am Sonntag eine Autogrammstunde (mit eigenen Autogrammkarten) direkt an der Müllstation.

Was waren die bisherigen Topacts? Was ist der kommende Wunschtopact?
Julian Marley, Hans Söllner, Anthony B, Morgan Heritage – Wunschtopacts haben wir noch einige ;) Alborosie, Damian Marley usw.

Welche Bedeutung spielt Ska- und Reggae-Musik bei eurem Festival?
Der Hauptaugenmerk ist Reggae. Von den 10 Bands sind ca. 2-3 Ska Bands dabei.

Was unterscheidet Euer Festival von allen anderen?
Die familiäre Atmosphäre, das positive Miteinander und die sauberen Campingwiesen nach dem Festival.

Habt Ihr schon einmal überlegt, alles hinzuschmeißen?
Zu Beginn gab es auch einmal ein Jahr bei strömenden Regen und roten Zahlen. Da frägt man sich dann schon für was man das ganze macht. Wir sind aber am Ball geblieben und seit 2 Jahren jedes Jahr vorab ausverkauft.

Wo liegen die Grenzen des Festivals? Was würdet Ihr nicht machen?
Die Besucheranzahl weiter erhöhen. Damit geht auch die familiäre Atmosphäre schleichend verloren.

Gibt es ein besonders verrücktes/lustiges Erlebnis, was Ihr uns erzählen wollt?
Hans Söllner hat seinen Autoschlüssel im Backstage verloren. Ca. 10 Helfer mussten also im dunkeln mit Handys, Taschenlampen und Fackeln bewaffnet den Schlüssel auf der Wiese suchen. Wir haben Ihn gefunden ;)

Was war die verrückteste Forderung eines Künstlers?
Da gibt es einige. ****Suite unbedingt im 4. Stock des Hotels mit Balkon und angrenzenden Zimmern für mit Durchgangstüren für die Bandmitglieder. (Das Hotel hatte aber nur 3. Stockwerke & keine Durchgangstüren)

Mit welchen Sponsoren arbeitet Ihr zusammen?
Mountain Reggae Radio aus Österreich, Actensys Solarfirma, Lammbräu, Pueblo Tabak

Die Sponsoren ziehen sich zunehmend aus der Unterstützung der Festivals heraus. Stimmt das? Welche Erfahrungen habt Ihr? Welche Konsequenz hat Eure Erfahrung?
Kleine Festivals unter 8000 Besuchern haben es sehr schwer an große Sponsoren an Land zu ziehen. Vor allem als Reggae Festival möchte man auch nicht jede Firma als Sponsor. Da hilft dann nur das Türklingeln bei regionalen (Groß) Firmen. Da das Festivalbudget von Beginn an ohne finanzielle Unterstützung durch Sponsoren kalkuliert wurde ist dieses Problem beim Sunrise aber nicht schwerwiegend.

Eines der größten Probleme von Festivalmachern sind die Anwohner. Wie geht Ihr damit um?
Anwohner erhalten vergünstige Tickets. Viele besänftigende Gespräche vor und nach der Veranstaltung. (Manchmal auch mittendrin)

Viele Festivalmacher geben relativ schnell auf, wenn sie merken und sehen, wie viel Arbeit so ein Festival machen kann. Was ist Euer Erfolgsrezept?
Unser Festivalmotto lautet in diesem Jahr: The Power of Unity!
Deshalb sind wir einfach tierisch froh das wir so viel Unterstützung durch unsere Freunde, Verwandten und Bekannten (Sunrise Family) bei der Durchführung des Festivals haben. Ohne die „Sunrise Family“ wäre alles nicht möglich.

Was würdet ihr einem neuen Festivalmacher empfehlen, wie er an die Sache herangehen sollte? Worauf muss er/sie achten?
Klein anfangen und step by step weiter ausbauen. Vor allem was die Kosten (Bands, Bühne, Technik usw.) angeht.

Wie fühlt man sich eigentlich, wenn Monate an Vorbereitung beendet und die 1-3 Tage Festival vorbei sind?
Leer, glücklich, motiviert und erschöpft ;) da man danach aber noch ca. 2-3 Wochen im kleinen Team mit Aufräumarbeiten (Müll sammeln usw.) beschäftigt ist beginnen nach dem Festival nochmal die richtig harten Tage.

Allgemeines und Ausblick:

Wohin entwickeln sich zukünftig die Festivals? Immer größer? Immer mehr? Umsonst & Draußen oder Tickets? Usw. Wie sieht ein Festival im Jahre 2020 oder 2025 aus?
Große Festivals werden größer und noch kommerzieller, weg von einzelnen Genres zu vielen unterschiedlichen Musikstilen (Beispiel Chiemsee)

Es sind zwei Trends zu beobachten. a) reine Genre-Festivals und b) große Mischungen vieler Musikstile. Wie seht ihr die Entwicklung, den Trend?
Kleine Festivals die sich auf bestimmte Genres spezialisiert haben profitieren sofern Sie sich nicht im große Maß weiter vergrößern möchten. Festivals mit vielen Musikstilen sind nicht wirklich unsere Favoriten.
 

Wohin entwickelt sich Euer behandelter Musikstil? (Auswirkungen auf das Festival)

Im Reggae Bereich wird weiterhin viel experimentiert. Aktuell ist der Musikstil „Dancehall“ sehr gefragt bzw. wird vorwiegend in Clubs usw. auf Reggae Partys gespielt. Dennoch sind wir die Meinung das die Basis quasi vom Ska, über Rocksteady bis zum Roots Reggae weiter bestehen bleibt.

Welche anderen Festivals würdet Ihr den Lesern empfehlen?
Afrika Karibik Festival Wassertrüdingen, Reggae in Wulf, Keep it real Jam, Wudzdog, Der Krater bebt, Weinturm Open Air

Was gibt es Neues auf dem kommenden Festival? Was sind die mittel- und langfristigen Ziele?
In diesem Jahr wird die Dubstation weiter ausgebaut, neue Workshops sind geplant und sonst bleibt vorwiegend alles beim Alten. Never change a running system! Mittel- und langfristig hoffen wir weiterhin in Burtenbach das Festival veranstalten zu dürfen. Ein recht herzliches Dankeschön an die Marktgemeinde Burtenbach für Ihre jährliche Unterstützung.