Summerjam (Köln/Cologne)
Festivalname: Summerjam Festival
Art: Open Air
Monat des Interviews: März 2017
Interviewpartner: Klaus Maack
Ort/Stadt: Fühlinger See- Köln
Webadresse: www.summerjam.de
Datum: 30. Juni – 02. Juli 2017
Anzahl Festivaltage: 3
Anzahl der Besucher: 30 000
Eintritt: Kombiticket 3 Tage inkl. Camping € 117 + € 8 VVK Gebühr
Camping: ja, mit Festivalticket
Anzahl bisheriger Festivals: 31
Datum erstes Festival: 05. Juli 1986
Musikstile: Reggae, Hip Hop, Worldmusic
Anzahl Bands: über 40 Bands
Sommermischung auf der Loreley
Wie seid Ihr auf den Festivalnamen gekommen?
In den ersten 2 Jahren hieß das Festival REGGAE SUNSPLASH und war ein reines Reggae Festival. Der Name war zu sehr auf eine Musikrichtung festgelegt und deshalb habe ich das Festival in SUMMERJAM umbenannt. Eine „Sommermischung“….
Was hat Euch geritten, ein solches Festival auf die Beine zu stellen?
Liebhaberei. Ich hatte schon immer ein Faible für urbane Musik und durch Reisen habe ich in den 80er Jahren viele Künstler entdeckt. Es gab noch kein Internet oder eine zusammenhängende World Music Community in Deutschland in diesen Jahren. Dann kam der Wunsch dieses Urlaubsfeeling nach Deutschland zu holen und ich habe das erste Event auf der Loreley Freilichtbühne veranstaltet.
Was ist die Festival-Philosophie?
Alles ist möglich, alles
muss aber mit dem Rest irgendwie zusammen passen.
Kein Stress.
Wie sieht das Zielklientel aus? (regional, überregional, Typen)
Ein internationales Publikum zu begeistern und zusammenzubringen und verschiedene Altersgruppen.
Wie viele Leute arbeiten bei euch mit? Wie viele davon ehrenamtlich?
10 Leute fest ( inkl.
unserem örtlichen Veranstalter )
Man kann das nicht so genau angeben, es sind viele Sub Unternehmen beteiligt.
Insgesamt arbeiten an dem Festival um die 1.000 Personen.
Was hat sich im Laufe der Zeit geändert?
Die Musik ist
vielfältiger geworden, das Publikum durch die immer neuen Generationen ebenfalls. Früher war es eher ein Liebhaber Publikum – heute ist der Anteil der „Feier Generation“ viel grösser.
Aber so soll auch sein – Festivals sind eine Möglichkeit aus dem Alltagstrott auszubrechen.
Was waren die bisherigen Top Acts? Was ist der kommende Wunschtopact?
Schwer zu sagen – in
ihrem spezifischen Genre waren es einfach zu viele. Im Reggae war/ ist es sicher Damian Marley oder Burning Spear, im elekronischen Bereich war es wohl Major Lazer, im World Music Bereich war es wohl
Youssou N’Dour.
Wunschact ist Manu Chao.
Reggae in allen Facetten
Welche Bedeutung spielt Ska- und Reggae-Musik bei eurem Festival?
Reggae in allen Facetten ist die Basis für das Festival. Dazu kommen viele neue Richtungen aus den Schmelztigel der Grossstädte.
Was unterscheidet Euer Festival von allen anderen?
Das Programm und das relaxte Miteinander. Heutzutage ähneln sich die Festivalprogramme sehr oft, Bands bestreiten im Sommer eine Festivaltournee und spielen auf jedem Event quer durch Europa und auch in den einzelnen Ländern. Wir müssen unser Programm individuell zusammenstellen und es gibt viele Bands, die nur auf unserem Event auftreten und extra eingeflogen werden.
Habt Ihr schon einmal überlegt, alles hinzuschmeißen?
Dieser Punkt kommt jedes Jahr aufs Neue – wenn es wieder einmal Schwierigkeiten mit dem Programm gibt, Künstler ihr Routing umplanen oder die Gagenforderungen mal wieder ins astronomische steigen.
Wo liegen die Grenzen des Festivals? Was würdet Ihr nicht machen?
Aggressive Rock Musik.
James Browns Trockenhaube
Gibt es ein besonders verrücktes/lustiges Erlebnis, was Ihr uns erzählen wollt?
James Brown wollte 1988 kurz vor seinem Auftritt auf der Loreley eine Trockenhaube für seine Frisur. Schwierig an einem Samstag Spät Abend – im Niemands Land.
Der Sohn des örtlichen Friseurs hat uns aus der Patsche geholfen und ein Trockenhaube mit Schwenkarm im Salon seines Vaters heimlich abgebaut und zur Freilichtbühne geschafft - 3 Leute mussten das Ding halten und Mr. Brown hatte ein Top Frisur.
Was war die verrückteste Forderung eines Künstlers?
Auch kurz vor Aufritt in Wildenrath: Fischköpfe ( ohne Fisch dran ) für eine jamaikanische Fischsuppe. Die Forellenköpfe wurden nicht akzeptiert, es mussten Salzwasser Fischköpfe sein. Eine Pizzeria in Mönchengladbach hatte welche, die sie für ihr Filet nicht verwenden konnten. Habe die Suppe probiert – war köstlich.
Mit welchen Sponsoren arbeitet Ihr zusammen?
Mit dem WDR, dem Magazinen Reggaeville und Riddim, Smoking und diversen kleineren.
Die Sponsoren ziehen sich zunehmend aus der Unterstützung der Festivals heraus. Stimmt das? Welche Erfahrungen habt Ihr? Welche Konsequenz hat Eure Erfahrung?
Das habe ich gehört. Wir haben bewusst in all den Jahren auf Sponsoren verzichtet, um uns nicht abhängig zu machen – aber besonders um das Festival nicht zu einer Marken Branding Platform verkommen zulassen. Heute kommt man sich bei vielen Festivals wie bei einer Unterhaltungs Show eines privaten TV Kanals vor. Das wollen wir unserem Publikum ersparen.
Eines der größten Probleme von Festivalmachern sind die Anwohner. Wie geht Ihr damit um? (Kompromisse?)
Wir halten die Spielzeiten pünktlich ein und haben einen Anwohner Service für Eintrittskarten, d.h. Anwohnern können stark verbilligte Festivaltickets erwerben.
Viele Festivalmacher geben relativ schnell auf, wenn sie merken und sehen, wie viel Arbeit so ein Festival machen kann. Was ist Euer Erfolgsrezept?
Man muss Lust auf sowas haben und den Kitzel lieben. Learning by doing!
Was würdet ihr einem neuen Festivalmacher empfehlen, wie er an die Sache herangehen sollte? Worauf muss er/sie achten?
Ganz genaue örtliche und nationale Marktanalyse.
Wie fühlt man sich eigentlich, wenn Monate an Vorbereitung beendet und die 1-3 Tage Festival vorbei sind?
Müde aber glücklich
Festivals in der Zukunft
Wohin entwickeln sich zukünftig die Festivals? Immer größer? Immer mehr? Umsonst & Draußen oder Tickets? Usw. Wie sieht ein Festival im Jahre 2020 oder 2025 aus?
Meiner Meinung nach werden die Mega Events aussterben. Erstens wegen mangelnder Headliner‚ und zweitens wegen der Unüberschaubarkeit und dem fehlenden Komfort. Umsonst und Draussen wird eine untergeordnete Rolle Spielen – die Künstler leben wegen fehlender Einnahmen aus dem Verkauf ihrer Tonträger von den Live Auftritten. Ob es 2025 noch Events in der heutigen Art gibt wage ich zu bezweifeln.
Es sind zwei Trends zu beobachten. a) reine Genre-Festivals und b) große Mischungen vieler Musikstile. Wie seht ihr die Entwicklung, den Trend?
Auf jeden Fall Mischung
Wohin entwickelt sich Euer behandelter Musikstil? (Auswirkungen auf das Festival)
Im Augenblick geht die Entwicklung in Richtung Elektronik, kann aber auch sein, dass es ein Backflash gibt und die Lagerfeuer Romantik wieder an Einfluss gewinnt.
Welche anderen Festivals würdet Ihr den Lesern empfehlen?
Lowland Festival in Holland, Rototom in Spanien, Roskilde in Dänemark, Exit in Ungarn. Es gibt 100 gute Events.
Was gibt es Neues auf dem kommenden Festival? Was sind die mittel- und langfristigen Ziele?
Wir versuchen die Infrastruktur weiter zu verbessern, die Einlasskontrollen reibungsloser und schneller zu gestalten und die technischen Anlagen dem neuesten Entwicklungen anzupassen.
Sagt doch, was ihr wollt! Kommentare und Anmerkungen von Euch ;-)
Das wichtigste ist das Publikum. Wenn sich die Besucher wohlfühlen, dann hat ein Event Zukunft und es wird erfolgreich sein.