Reviews 2015

Wotka Trawolta - First 2015 Wotka Trawolta - First 2015

Wotka Trawolta, First, CD, Eigenproduktion 2015

 

Das ging aber jetzt richtig schnell. Gründung 2014 - hier auch bereits die ersten, erfolgreichen Konzerte - und Ende 2015 das Debutalbum. Das nenne ich mal einen Raketenstart, was die sympathischen acht Jungs aus dem Ruhrpott auf die Beine gestellt haben. Das liegt vielleicht auch an dem durchaus fortgeschrittenen Durchschnittsalter von über 30, was darauf verweist, dass die junge Band musikalisch doch nicht ganz so grün hinter den Ohren ist.

 

Zehn sehr tanzbare Songs sind es geworden, die mit englischen Texten im Teich der meist positiven, lebensweltlichen Gefühle fischt. Ein politischer Seitenhieb in Richtung USA darf dennoch nicht fehlen, so Thomas Rogowski, Komponist der meisten Stücke. „I don’t wonna to go to the USA“, lautet der Refrain mit deutlicher Ansage und heftigem Gitarrensolo. Persönlich hätte ich mir beim Albumtitel „First“ etwas mehr Kreativität gewünscht, denn die emotionale Verwurzelung zum Ruhrpott ist ja doch allgegenwärtig. 

 

Das tut der Musik natürlich keinen Abbruch, die beschwingt mit viel Bläser- und Gesangsgefühl aufspielt und sehr an die Two-Tone-Ära erinnert. Insgesamt schon recht melodisch bis poppig, wobei der Ska sehr selten zu kurz kommt und das Keyboard diesem Tribut zollt. Mit „Coma Girl“ geht im letzten Song noch schnell ein bläserbetonter Gruß an Joe Strummer rüber. Neben der raschen Veröffentlichung dürfen wir uns über eine sehr rege und spannende Livekonzertpräsenz freuen. Die Jungs haben Bock! Die Jungs haben Spaß! Wenn hier das Tempo auch bei der Qualität beibehalten wird, werden wir in Zukunft sicherlich noch einiges von den Ruhrpottlern hören. DerDUDE

 

Tracklist:

1 Last September | 2 USA | 3 Never Stop Your Smiling | 4 So Far Away Frome Home | 5 The Letter | 6 Rebels | 7 Leinpfad Ska | 8 Everlasting Song | 9 Black And White | 10 Coma Girl

 

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http://www.ringding.de/ Dr. Ring Ding - Once a year | 2015

Dr. Ring Ding, Once a year, Pork Pie, CD 2015

 

You never hear about di Rub-A-Dub Santa? Dann wird es höchste Zeit! Der Doktor hat seinen Assistenten nämlich rote Mützen aufgesetzt und ein paar zusätzliche Engelchen engagiert, um eines der schönsten Weihnachtsalben zu produzieren, das man sich als Freund jamaikanischer Musik nur vorstellen kann. Stilistisch werden hierbei keine Wünsche offen gelassen: Zuckersüßer Rocksteady, entspannter Reggae und treibender Ska bestimmen den Großteil des Albums, welches neben den hervorragenden Eigenkompositionen auch äußerst kreative Bearbeitungen bekannter Christmas-Hits beinhaltet.

 

Ring Ding glänzt dabei als gefühlvoller Crooner, „Rub-A-Dub Santa“ und virtuoser Posaunist. Und seine Assistenten liefern wieder den perfekten Sound in allen Bereichen, grooven und solieren in Vorfreude auf das baldige Weihnachtsfest. Engelchen Stephanie K bringt im Duett mit dem Doktor alles zum Schmelzen („I believe“) und Mathias Demmer (Sax, The Busters) sowie Benny Brown (Trumpet) begeistern mit jedem Solo. Der Gesamtsound - ein Hochgenuss!

 

Was soll man noch sagen? „Once a year“ ist ein Album voller Höhepunkte und an Spielfreude und Kreativität kaum zu übertreffen! 

Andi Rüttger

 

Tracklist:

1 Once A Year | 2 Have Yourself A Merry Little Christmas | 3 Dumpa Ska Track | 4 Petit Papa Noel | 5 Rub-A-Dub Santa | 6 Lulajze Jezuniu | 7 Twelve Elves | 8 All I Wanna Do (On Christmas Day) | 9 I Believe | 10 I Saw Mommy Kissing Santa Claus | 11 Les Anges Dans Nos Campagnes | 12 The Christmas Song | 13 Christmas Again

 

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Gentleman’s Dub Club, The Big Smoke, Easy Star Records, CD 2015

 

Es kann eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Gentleman’s Dub Club auch in Deutschland an zunehmender Bekanntheit gewinnt und die Konzerthallen zum Beben bringt. Denn der mächtige Sound ist einzigartig und das musikalische Konzept bis auf wenige Ausnahmen sehr selten auf hiesigen Bühnen anzutreffen. Der Londoner Band gelingt es, den traditionell vorproduzierten UK Steppers Dub live umzusetzen und mit fetten Arrangements eine ähnlich gewaltige Wirkung zu erzeugen: Ultratiefe Basslines, eine durchgängig stampfende Kickdrum, verhallte Gitarren- und Synthesizer-Offbeats, sphärische Vocals und jede Menge Dub-Effekte erzeugen ein voluminöses Soundgewitter, das den Körper von ganz alleine in Wallung bringt. Aber auch die etwas ruhigeren Nummern verlieren niemals an Intensität und überzeugen durch ein hohes Maß an Kreativität – sowohl im Mix als auch im Songwriting.

 

Auf „The Big Smoke“ dominiert jedoch der durchgehende Steppers-Groove und Gentleman’s Dub Club gelingt auf beeindruckende Art und Weise das Zusammenspiel von hypnotisch, fast technoiden Elementen mit organischen Bestandteilen – in Form von echten Bläsern und mehrstimmigen Gesängen. Eine explosive Mischung, die sowohl live als auch auf CD bestens funktioniert. Andi Rüttger

 

Tracklist:

1. Music Is the Girl I Love | 2. One Road | 3. Bad Girl | 4. Earthquake | 5. One Night Only (feat. Natty) | 6. Extraordinary | 7. Enter The Chamber | 8. Pressure |

9. Afraid of the Dark | 10. Nocturnal (feat. Josh Arcoleo | 11. See Them

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Lion D, Heartical Soul, Bizzarri Records, CD 2015

 

Die blühende Reggaeszene Italiens präsentiert mit Lion D einen weiteren Stern am Himmel, der mit „Heartical Soul“ deutlich an Strahlkraft gewinnen wird. Die kraftvolle und leicht angeraute Stimme bringt jeden der zwölf Riddims zum Glühen, der lässige Flow im jamaikanischen Patois groovt bestens. Sowohl gesanglich als auch im Toasting-Style glänzt Lion D zu jeder Zeit und bohrt sich mit eingängigen Lyrics sofort in die Schädeldecke seiner Zuhörer.

 

Die Special Guests lassen erahnen, auf welchem musikalischen Niveau sich das nunmehr vierte Album des Italieners bewegt. Mit dabei sind neben Kemar, Sandy Smith und Bangarang absolute Größen wie Mr. Vegas, Ken Boothe und Alborosie. Letzterer erweist sich zudem als Produzent des gesamten Albums und trägt deutlich zur hervorragenden Qualität von „Heartical Soul“ bei. Sowohl als Toningenieur als auch Studiomusiker (Drums, Bass, Guitar, Keyboards) lässt Alborosie dabei seine klare Handschrift erkennen und sorgt in seinem Shengen Studio (Kingston, Jamaika) für einen warmen, druckvollen und gleichzeitig sehr organischen Sound. Echte Bläser und gelegentliche Backgroundvocals verfeinern die ohnehin sehr starken Kompositionen und lassen Lion D umso heller strahlen. Kurzum: Fettes Album, alles richtig gemacht!  Andi Rüttger

 

Tracklist:

1. Intro | 2. Rules Of Babylon | 3. Ruff Inna Town | 4. Heartical Love ft Alborosie | 5. Blaze Up | 6. Talk About Love ft Sandy Smith | 7. Inna The Red | 8. Hold a Vibe ft Mr Vegas | 9. War Inna Di Dance | 10. Be Strong | 11. Rudeboy Thing | 12. Slow Down ft Ken Boothe | 13. Ruff Inna Town Dub Version

 

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Mellow Mood, 2 The World, La Tempesta International, CD 2015

 

Das neue Album der italienischen Band Mellow Mood ähnelt nicht nur optisch, sondern auch akustisch sehr stark seinem Vorgänger „Twinz“, was natürlich kein Zufall sein kann. Schließlich haben die Jungs ihren Sound gefunden, der sich zwischen Modern Roots, Dancehall und Rub-A-Dub bewegt und auch vor gefühlvollen Balladen keinen Halt macht.

 

Als Produzenten konnten sie erneut Paolo Baldini für sich gewinnen, der die Zusammengehörigkeit beider Alben perfekt umsetzt und wieder einen brillanten Sound zaubert. Die markanten Gesänge legen sich hervorragend auf die tight und druckvoll gemischten Instrumentals. Baldinis Vorliebe für verspielte Dub-Effekte kommt immer wieder sehr angenehm und kreativ zum Vorschein. Die zahlreichen Gastbeiträge (u.a. Jah9, Forelock, Hempress Sativa und Andrew I) bringen zudem eine gelungene Abwechslung in das ohnehin sehr kurzweilige Album.

 

„2 The World“ kann sozusagen als der eineiige Zwillingsbruder von „Twinz“ angesehen werden, auf den ersten Eindruck fast identisch, aber irgendwie doch ganz anders. Ein tolles Konzept, dass bis in jede Faser aufgeht und von vorne bis hinten Spaß macht! Andi Rüttger

 

Tracklist:

1. Intro‬ | ‪2. Inna Jamaica pt.2 feat. Hempress Sativa & Forelock‬ | 3. ‪Criminal feat. Andrew I‬ | 4. ‪Extra Love feat. Tanya Stephens‬ | 5. ‪Write To You‬ | 6. ‪Weh You Trend‬ | 7. ‪Sufferation‬ | 8. ‪Bun Mi Heart‬ | 9. ‪Innocent‬ | 10. ‪Even Over‬ | 11. ‪Everything She Want‬ | 12. ‪Wipe Away feat. Jah | 13. ‪Twinz Invasion feat. Gideon & Selah‬ | 14. Love Mama

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www.talcoska.com Quelle: www.talcoska.com

Talco, Silent Town, Destiny Records, CD 2015

 

Mit einem weiteren deftigen Paukenschlag und bunten Feuerwerk explodieren die sechs Italiener rund um Sänger Dema erneut in einem ausdrucksstarken Vulkan der politischen Emotionen, die mit geballter Kraft auf die Instrumente projiziert werden. Hervorgezaubert wird das, was die Band als "Punk Chanka" bezeichnet, ein eindringlicher Mix aus World-Punk und Combat-Ska. Ein unwiderstehlicher, einzigartiger, krachender Talco-Sound, bei dem alle beteiligten Musiker gleiches Volumen, und damit Lautstärke erhalten. Das ist es, was die Kompositionen so unglaublich fett klingen lässt, ohne eine melodiöse Basis zu vermissen. Wenn dann der kräftige, männliche Chorgesang gröhlend unterstützt, ist die musikalische Melange des Explosiven perfekt.

 

Die Tatsache, dass sich die Stimme des Sängers fast immer zu überschlagen droht, hat auch etwas mit den ausgefeilten, politischen und emotionalen Inhalten zu tun. Bei diesem weiteren Konzeptalbum "Silent Town" dreht es sich, wie schon zuvor, um das gesellschaftliche und politische Desaster im von Berlusconi bestimmten Italien. Auch in der fiktiven Stadt  "Silent Town" geht es um unerträgliche Vetternwirtschaft, Korruption, mafiöse Strukturen und einen charismatischen und narzisstischen Machthaber, der die Stadt und ihre Menschen letztlich ruiniert. Die Antwort ist eine schonungslose Auseinandersetzung mit den Verhältnissen, die musikalisch nur aggressiv und laut beantwortet werden können, zum Beispiel im Track "El Sombra".

 

Nach dem Album "Gran Galá" aus 2013 nun das sechste Album der unermüdlichen Venezianer, die sich weit über die Grenzen hinaus einen prägenden Namen erspielt haben. Die Musik der Politpunkrocker können gleichermaßen mit fünf P beschrieben werden: "Party, Partisanen, Punkrock, Poesie und Politik!" - Das trifft es! In satten 12 Songs geht es mächtig rund, was nichts für sanfte Gemüter ist. Im März und April 2016 werden sie auf Deutschlandtour sein. Das sollte sich keiner entgehen lassen.  DerDUDE

 

Tracklist:

1. Il Tempo | 2. Neverdad | 3. El Sombra | 4. Nel Varieta | 5. Rotolando | 6 Silent Town | 7. Via Da Qui | 8. Intermondo | 9. Dalla Pallida Miro | 10. Nella Strada | 11. Ovunque | 12. Malandia

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Englische Übersetzung der Texte
Talco_SilentTown_Lyrics-engl.pdf
PDF-Dokument [41.0 KB]
http://immernurska.de/ Quelle: immernurska.de
EL Bosso & Die Ping Pongs, Immer nur Ska - Das beste aus 30 Jahren, Pork Pie, Doppel-CD (2015)
 
Sind wir wirklich schon so alt??? 30 Jahre El Bosso & Die Ping Pongs. Ich würde ja gern behaupten, ich könne mich noch gut an die Anfänge erinnern, geht aber nicht, weil ich damals noch hinter einer inzwischen eingerissenen Mauer wohnte. Mein Erstkontakt mit Bosso und Band war Anfang der 90er und natürlich war es "Immer nur Ska".

Womit wir auch schon beim Titel des Doppel-Silberlings sind, den die Band zum 30-jährigen Jubiläum veröffentlicht. Verpackt sind die beiden Scheiben in einem schicken Digipack, besonders das Booklet mach einiges her, eine Retrospektive der Bandgeschichte, Jugendfotos der Band und einige Anekdoten von Freunden und Musikerkollegen geben einen kleinen Einblick in 30 Jahre Bandgeschichte.

Nun aber zu der Musik. Auf der ersten CD (Das Beste) wurden zwischen der ersten "Immer nur Ska" Studioaufnahme von 1986 und der 2015 neu eingespielten Version mit englischen Lyrics die größten Hits von Bosso und den Ping Pongs eingebettet. Natürlich alles digital remastered und darauf wartend die Tanzbeine in Schwung zu bringen.

Die zweite CD (Die Live) bringt uns die Stimmung vom Weihnachtskonzert 2006 aus dem Skater Palace in Münster nach Hause ins Wohnzimmer.

Die Songauswahl finde ich sehr gut, wobei es mich persönlich allerdings etwas stört, dass die Songs der Live-CD fast komplett auch auf der anderen CD zu hören sind, da hätte man evtl. ein paar Songs tauschen können. Trotzdem ein wirklich gutes und gelungenes Geburtstagsgeschenk für Band und Fans gleichermaßen.
Skankman
 
Tracklist
Das Beste:   
                                       
1. Intro | 2. Immer nur Ska (1986) | 3. Mann mit Bart und Brille | 4. Bis zum nächsten Tag | 5. Hier und jetzt oder nie | 6. Wo ist diese Stadt | 7. Ich bin Touri | 8. Katharin | 9. Mein Freund der Psychopath | 10. Mafia Tanz | 11. Lieb Dich | 12. Ich sehe was | 13. Renn los | 14. Reich aber glücklich | 15. Prinzessin | 16. Mann von nebenan | 17. Wilhelm | 18. Komm schon | 19. Wunschkonzert | 20. Egal | 21. Mädchenmusik | 22. Just give me Ska
 
Die Live:
1. Intro | 2. Nicht das letze mal| 3. Mann mit Bart und Brille | 4. Katharin | 5. Es geht voran | 6. Verliebt | 7. Wo ist diese Stadt | 8. Ich sehe was |  9. Mann von nebenan | 10. Prinzessin | 11. Ich bin Touri | 12. Immer nur Ska | 13. Wunschkonzert | 14. Shame & Scandal
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Leo & The Lineup - Hit The Streets (2015) Leo & The Lineup - Hit The Streets (2015) - Foto © 2015 Pork Pie
Leo & The Lineup - Hit The Streets, Pork Pie - CD, LP (2015)
 
Endlich isses da, das neue Album der Dänen rund um Frontmann Leo. Woher sie kommen und was einen erwartet wird gleich mal beim ersten Track "Copenhagen City Reggae" demonstriert. Eine absolut genialer Cocktail aus Ska und Reggae mit einem Schirmchen Soul obendrauf.
 
Wer die Kopenhagener schon live gesehen hat weiß zu schätzen, dass die Suche nach einer Bläsergruppe in den Anfangszeiten der Band damit endete, dass drei wunderbare und nicht weniger wundervolle Backing Sängerinnen gefunden wurden, welche den Sound und Auftritt der Band entscheidend beeinflussen und die 2008 gegründete Combo auf insgesamt acht Mitglieder hochschraubt.
 
"Enjoy the soulfull Boss Sound of" ... steht auf dem Cover über dem eigentlichen Titel und treffender kann man es nicht ausdrücken. Während "This City" einen in die großen Ballsäle eines Wigan Casino mitreißt will man bei "Woolly Bully" einfach nur gnadenlos skanken. Mit "Interlude" und "Dirty Pockets" gibt es zwei grandiose Dirty Boss Reggae Instrumentals. Eigentlich könnte ich zu jedem der sage und schreibe 17 Tracks etwas schreiben, aber ihr solltet euch das Scheibchen einfach kaufen und anhören. Insbesondere das 12-seitige, informative Booklet gefällt. Wer sich vorab einen Eindruck machen möchte kann sich auf einer recht populären Video-Website das Video zu "Live Goes By" ansehen.
Skankman
 
Tracklist:
1. Intro | 2. Copenhagen City Regae | 3. Hite The Streets | 4. Life Goes By | 5. Interlude | 6. Baby Please | 7. Dirty Pockets | 8. Molly Girl 9. Wooly Bully | 10. Memories Of Summer | 11. At The Bayside | 12. Bound For Glory| 13. Time´s Running Out | 14. Runaround | 15. Gotty Go | 16. Until We Meet Again | 17. This City
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www.facebook.com/JohnnyReggaeRubFoundation Quelle: www.facebook.com/JohnnyReggaeRubFoundation
Johnny Reggae Rub Foundation,  Punk, 7" EP, Download (2015)
 
Urban Ska & Dirty Reggae, so bezeichnet die dreiköpfige, Kölner Band Johnny Reggae Rub Foundation ihren eigenwilligen und doch rudimentären Stil. Hier kommt ihr drittes Machwerk mit einer ganz eigenen, punk-rockigen Cover-Marke, dessen Umsetzung schon seit Langem ein inniges Bedürfnis des Trios war. Ehrliche Ska-Musiker mit Leib und Seele, ohne kölschen Schnick-Schnack, dafür mit empathischem Bezug und musikalischen Feeling zu den jamaikanischen Wurzeln.

Nachdem sie auf ihrer ersten 7" "Johnny Reggae / Threesome" ihrem namensgebenden Song huldigten, ging es bei der zweiten Veröffentlichung inhaltlich um Gewaltbereitschaft, welche in "Coolit Down Dub – featuring Victor Rice" verarbeitet wurde. Dass es sich bei dem neuen Projekt wieder um kein Vinyl von der Stange handelt, zeigt die Beteiligung von Dave Hillyard. Ja, genau DER Slackers-Dave. Diese geniale Kombination erweist sich als ausgesprochen clever, da seine individuellen Soli die Songs "Too Drunk to Fuck" und "Up to No Good" zusätzlich bereichern und einheizen. 
 
Treffsicher haben sie es auf einige, kultige Punk-Klassiker abgesehen und sie in ihrem eigenen Punky-Reggae-Stil interpretiert. Chrissy Reggae´s hämmernde Orgel, Rolo Teng´s treibender Bass und natürlich Johnny Ska an Gitarre und Rudie Drums gleichzeitig, wer es nicht glaubt, sehe es sich live an, geben den vier Coversongs einen ganz besonderen neuen Touch. 
 
Und wenn die charmante Chrissy ihre Stimme zum Besten gibt, wie bei "Attitude" (Misfits), ist gewiss, dass hier die Musikerherzen am Puls der Zeit schlagen. Videobeweis? Attitude (Misfits)

Aus unserer Sicht ein schönes, rundes Stück Arbeit von den JRRF, das sich jeder Vinylfreund zulegen sollte. Download ist natürlich auch möglich, aber wer macht denn sowas? Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf ihr erstes Album mit Eigenkreationen, welches bereits für dieses Jahr (2015) angekündigt ist. 
Skankman / DerDUDE

Tracklist:
Side A: 
Sound System (Operation Ivy)
Too Drunk To Fuck (Dead Kennedys)
Side B:
Up To No Good (Rancid)
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https://www.facebook.com/nikohalfmann Quelle: facebook.com/nikohalfmann

The Nutty Boys, The Nutty Boys (Debütalbum), CD, hfb records 2015

 

Neuigkeiten gibt es diesmal wieder aus Freiburg. The Nutty Boys haben gerade mal nach fünf Monaten ihrer Existenz die erste Veröffentlichung am Start. Das nenne ich fix. So ganz verwunderlich ist es auch wiederum nicht, denn einer der Musiker ist der umtriebige Niko Halfmann, der bereits bei den Blue Babies markant, erfolgreich und langjährig das Saxofon bearbeitete. 2011 kam der bittere Paukenschlag und die große Enttäuschung für die Fans, dass diese Band, nach 19 Jahren(!), keine weiteren Konzerte spielen wird. Wie das immer im tragischen Kino der Fall ist, taucht am Ende doch noch ein Baby, eine neue Geburt auf, die die Tradition bewahrt und weiterführt. Echte Musiker finden halt auch immer einen Weg. Und das sind sie.

 

Sechs, echte Musiker aus dem eher beschaulichen Freiburg haben es erneut im Rekordtempo geschafft, sieben Instrumentalstücke zu produzieren, die sich durchaus anhören lassen. "urban instrumental offbeat" nennen sie ihre Musik, die mit jamaikanischen Wurzeln Ska, Reggae und Jazz verbindet und Songs des New York Ska Jazz Ensembles, Ernest Gold oder The Selecter interpretiert. Schöner Offbeat mit melodiösen, tragenden Kompositionen. Keine großen Experimente. Außer vielleicht der Gesangsbeitrag von Anja Lehmann im Song "High Hair feat Anja", der etwas nach Westernmusik - Country - klingt und die Stimme mich irgendwie lingual an Asien erinnert.

 

HIer kommt etwas, was für Fans der traditionellen, jamaikanischen Musik ebenso prickelnd ist wie für Instrumentalfetischisten und Jazzliebhaber. Insgesamt sehe ich die Scheibe als ein schönes Ausrufezeichen, dass der Ska in Freiburg lebt und dass noch Vieles von ihnen zu hören sein wird. Vor diesen Hintergründen ist es nicht dramatisch, dass das Layout eher schmal ausfällt und das Produkt auf die Musik reduziert ist. Das Signal ist angekommen. Gespannt blicken wir nach Freiburg, ob der Dinge, die da noch kommen. Von mir aus auch wieder mit etwas mehr Gesangsexperimenten.

 

DerDUDE

 

Tracklist:

1. Raumpatrouille Orion | 2. Exodus | 3. Take Five | 4, Sea Cruise | 5. High Hair | 6. Worksong| Partners in Time

 

Hinweis: Es gibt eine weitere Band "The Nutty Boys" aus Chesterfield, die natürlich hier nicht gemeint ist.

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Quelle: Die Grüne Welle, Macht Blau (2015) Quelle: Die Grüne Welle, Macht Blau (2015)
Die Grüne Welle - "Macht Blau", CD 2015, Entenschädel Productions (2015)
 
Oha, was ist denn das? Krach? Nee, Skagga nennen die sieben Herrschaften der 2010 gegründeten Grünen Welle ihren Stil, und das zweite Album der Band aus dem Kreis Ludwigsburg geht mit mächtig Dampf im Kessel nach vorne ab.

Zugegeben, ich musste mich erst einmal reinhören, um die ungewohnten Klänge zu verarbeiten. Hier gibt es einen sehr interessanten Mix aus Ska, Reggae, Punk und Rap mit deutschem Sprechgesang. Musikalisch und textlich ausgereift nimmt es einen mit auf eine musikalische Achterbahnfahrt zwischen ernsten und amüsanten Texten, ohne dabei langweilig zu werden, da sich in jedem Song kleinere stilistische Spielereien finden, die selbst vor elektronischer Musik nicht haltmachen. Wer dieses Album nach dem Hören in eine Stilschublade schieben möchte wird sich wohl eine Neue schnitzen müssen.

Für Freunde des Skapunk ein Pflichtkauf, wer, wie ich, eher die ruhigeren Spielarten des Offbeat bevorzugt sollte auf der HP der Band vielleicht erst einmal probehören.
Skankman
 
Tracklist:
1. INTRO | 2. DIE GRÜNE WELLE | 3. SEIN WIE MICHAEL | 4. SCHEISSE | 5. NICHT SO WICHTIG | 6. BARCELONA | 7. ZEITGEIST | 8. DER NOVAK LÄSST MICH NICHT VERKOMMEN | 9. DISKOZOMBIES | 10. LOVE PEACE & HARMONIE | 11. UNSER MIXTAPE
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Babylove & The Van Dangos, "On My Life" (2015) Babylove & The Van Dangos, "On My Life" (2015)

Babylove & The Van Dangos, "On My Life", CD, Pork Pie 2015

 

Sofort gefällt die charakteristische Stimme des Sängers, Daniel Broman, die wohl einzigartig ist. Und es ist wieder keine Scheibe, die gleich beim ersten Hören ins Blut geht - ein gutes Omen. Warum das so ist, kann ich gar nicht richtig erklären. Ein weiteres Kuriosum ist, dass mir die selbsternannten "Soldiers of Ska und Rocksteady" live weniger gut gefallen haben, als auf der Scheibe, was jedoch auch ein situativer Zufall sein kann.

 

Weiter zum Silberling: Ab geht die wilde Fahrt über Ska, Reggae und Rocksteady; und das wie immer sehr beschwingt und melodiös unter dem Titel "On My Life". Mit Soul- und Jazzelementen gespickt ist es wieder eher eine "feine" Produktion, bestehend aus zehn Stücken, die auch das Prädikat "sehr gut" verdient. Ähnlich wie die Vorgängerscheibe "Let It Come", die einen echten, neuen Sound und Charakter zeigte. Die Balance, auch langsamere Stücke fett klingen zu lassen, beherrschen die sechs Dänen aus Kopenhagen perfekt. Seit 2005 preschen sie nun mit dem fünften Album auf und zeigen keinerlei Verschleisserscheinungen. Da muss auch nicht softwaretechnisch an Ausgängen gefuscht werden, da ist alles authentisch und echt! Auch wenn es nicht für die Top-CDs des Jahres 2015 reicht, so sind sie sicherlich sehr nahe dran.

 

Insgesamt klingt die Scheibe engagiert, durchaus experimentell. Schön. Instrumentals runden die Programmvielfalt ab. Eine Scheibe aus der Rubrik des seichteren Ska. Warum auch nicht. DerDUDE

 

Tracklist:

1. Another Face | 2. Couldn't Write A Song | 3. 12 Steps Forward | 4. Coming To America | 5. Long Way Home | 6. She's The Boss | 7. Medicine Turned | 8. Poison | 9. Slow Life | 10. Joe's Tune | 11. Any Port In A Storm

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Berlin Boom Orchestra, "Kopf, Stein, Pflaster" (2015) Berlin Boom Orchestra, "Kopf, Stein, Pflaster" (2015)
Berlin Boom Orchestra, "Kopf, Stein, Pflaster" CD, Digital Download - Springstoff Berlin (2015)
 
Hier ist es nun also endlich, das dritte Album der Boomer aus dem dicken B. Die neun Musiker aus Berlin widmen sich schon seit nahezu 10 Jahren dem deutschsprachigem Reggae, gewannen 2009 das deutsche Finale des European Reggae Contest und mit Ihrem Album "Hin und Weg" (2010) die ersten Preise für Beste Reggaeband und Bestes Reggaealbum beim Deutschen Rock&Pop Preis 2010.
 
Für Fans der eher traditionellen Skamusik dürfte dieser Longplayer mit seinen 17 Titeln erst einmal eine Herausforderung werden, aber wer sich traut wird belohnt. Musikalisch auf höchstem Niveau nimmt uns die Band mit auf eine ruhige Reise ins Reich von Reggae und Dub, wobei sich auch immer wieder Ska und Rocksteady aus dem Hintergrund wagen und den Musikern Platz gibt, ihr individuelles Können in diversen, nicht übermäßig langen, Soli unter Beweis zu stellen.
 
Der nächste Grund, sich diesen Silberling bis zu Ende anzuhören sind auf jeden Fall die Lyrics. Hintergründig, nachdenklich stimmend und politisch engagiert ("Mörder"), aber auch einfach mal zum Abfeiern ("Betty"). Hier ist für jeden etwas dabei. Ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut, dass "Du bist noch so ungewiß" den Weg von der EP "Drei Stück Schlauer" (2012) auf das aktuelle Album gefunden hat.
 
Insgesamt kann ich das Album nur wärmstens empfehlen und bin mir sicher, dass es in einiger Zeit viele neue Fans des Berlin Boom Orchestra geben wird.
Skankman
 
Tracklist:
  1. All die Jahre | 2. Betty | 3. Collie Contemplation | 4. Die Welt bleibt nicht stehen | 5. Dir Allein | 6. Du bist noch so ungewiss | 7. Dubby Lan | 8. Gedankenkreisen | 9. Geh Doch | 10. HadiLan, Peter Pan | 11. Jerusalem | 12. Mörder (feat. Darlino & Refpolk) | 13. Retro
14. Slow Down | 15. Slow Dub | 16. Ums Ganze | 17. Wie viel schöner
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Port Royal - Royal Flush (2015) Port Royal - Royal Flush (2015)

Port Royal, Royal Flush

CD, Hey!blau Records 2015

 

 

Mit "Royal Flush" erscheint das zweite Album der zehnköpfigen Berliner Port Royal, die bereits seit 2004 ihren Ska-Reggae-Pirate-Style betreiben. Nach dem kleinen Album "Spam" aus 2010, welches sechs Stücke beinhaltet, nun ein "richtiges" Album mit satten 12 Songs. Mit seichtem Ska und gediegenen Rocksteady kommt die Scheibe allerdings eher als ein kleineres Segelboot auf einem Binnengewässer daher. Das machen die paar rockigen Gitarrenriffs auch nicht wet. Und die Idee, Reggae, Soul und "diverse Folkloren" zu mischen, macht die Scheibe zu keinem Sturm, der von Piratenschiffen bezwungen werden müsste. Der angekündigte, "hochexplosive" Offbeat wird keine Galeere zum Sinken bringen.

 

Ein Blick ins Geschichtsbuch: Port Royal ist eine recht tragische Stadt auf Jamaika, die mehrere Katastrophen nicht wirklich überlebte und immer wieder im Meer versank oder durch Feuer ausbrannte. Irgendwann hatten die Jungs und Mädels da wohl keinen Bock mehr und gründeten nach 1693 Kingston, die heutige Hauptstadt Jamaikas. Port Royal galt wohl als Ort der Sittenlosigkeit, nicht zuletzt, weil Freibeuter (Piraten), die Handelsschifffahrt regelmäßig attackierten und ausraubten. Das wäre geklärt.  

 

Zurück zum Silberling: Mit den besagten 12 Songs gut bestückt, gibt die weibliche Stimme von Ariane ihr Bestes, um dem Segelboot eine Extranote zu verleihen. Das gelingt gut. Mit "Tierra De Nadie" hält, neben den englischen Texten, auch der spanische Gesang Einzug. Insgesamt eine gute Produktion mit guten Musikern, wo aber auch immer wieder Luft nach oben zu spüren ist.  

 

Bei den Bandinformationen hätte ich mir etwas mehr Hintergrund gewünscht. Ob die Piratengeister aus der Hauptstadt von jedem herbeigesehnt werden, bleibt abzuwarten. Ghostbusters oder Hui Buh? Der mit der rostigen Rasselkette. Viel Erfolg wünscht man ihnen allemal. Und live sieht die Sache vielleicht noch mal ganz anders aus. DerDUDE

 

Tracklist:

1. Pirates Go! | 2. Energetic | 3. Cross My Way | 4. Knock Knock Knock | 5. Brummy | 6. Tierra De Nadie | 7, A Little Bit Royal | 8. Shepherd | 9. Pay Attention | 10. Ill Uprising | 11. Hello Django | 12. Stupid News

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Ratatouille, Offbeat Disko Counter Movement, 2015 Ratatouille, Offbeat Disko Counter Movement, 2015

Ratatouille ***

Offbeat Disko Counter Movement, CD, Eigenproduktion 2015

 

Da kommt die dritte Scheibe "Offbeat Disko Counter Movement" der Ratatouille aus dem Pott und verspricht zunächst einen quirligen "Diskoabend", stampfende "Polka-Ausraster" und einen feurigen "Raketenschub". Ob das die kluge Presseinfo für so eine CD ist, seie mal dahingestellt. Klar sind auch fetzige Stücke dabei, schneller Offbeat, aber insgesamt kommt das dann doch recht seicht herüber und klingt eher wie traditional Ska in modernem Gewand. Begleitet durch die Orgel, sind Swing, Dub und Rocksteady immer mal wieder im Spiel. Statt ohrenbetäubender Gitarrenriffs gibt es die schrille Orgel um die Ohren und geschmeidige Bläser, die den Sound sanft in gediegenen Instrumentalklänge wiegen. Nicht falsch verstehen. Das kann auch ganz interessant klingen, wie bei den Rotterdam Ska-Jazz Foundation. Und so klingt es in Abschnitten, wie die zahlreichen "Foundations" und "Ensembles", die das Licht der internationalen Skawelt in regelmäßigen Abständen erblicken.

 

Mit 12 Songs erfüllen die neun Bochumer, die seit 2003 skanken, das Pflichtprogramm, was eine gute Scheibe hergeben sollte. Das eine neue CD mal vier bis fünf Jahre dauern kann, ist mittlerweile schon fast Standard und sicherlich kein Manko.

 

Ein cooler, engagierter Gesang erwartet einen ebenso wie gute Musiker, die wissen, was sie da tun. Für mich ist es überwiegend etwas für den seichteren (Ska-Jazz-) Abend. Nein, kein Ausraster und auch kein Raketenschub. Da wird die Erwartung insgesamt etwas zu hoch geschraubt. Das muss nicht sein, denn auch leise bis mittelschnelle Ska-Kompositionen haben durchaus ihren Charme. Da ist ausraster- und geschwindigkeitstechnisch noch Nachholbedarf. Bei "Monkey Ska" und "I See Through You", den Uptempo-Stücken (Song elf und 12), ist ein prima Anfang am Ende gemacht! DerDUDE

 

Tracklist:

1. Belleville Zoo | 2. Zooey | 3. | 4. Offbeat Disko Counter-Movement | 5. You Know Where | 6. Vote For Pedro | 7. Tahrir | 8. Good Thing / Bad Thing| 9. Old School | 10. The Tram | 11. ODCM Skit | 12. Monkey Ska | 13. I See Through You

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Rotterdam Ska-Jazz Foundation "Knock-Turn-All" 2015 Rotterdam Ska-Jazz Foundation "Knock-Turn-All" 2015

Rotterdam Ska-Jazz Foundation ****

Knock-Turn-All

EP, WTF Records 2015

 

Ja wie fett ist das denn? Da nimmt man schon etwas enttäuscht die Scheibe in die Hand, weil es nur vier Stücke beinhaltet, legt sie ein und ... Bääähm! Song eins ist eines der fettesten Instrumentals, das ich je gehört habe. Da prescht so ziemlich alles in die soundtechnische, erste Reihe, was da ist. Wahrscheinlich klappert selbst noch der Hausmeister mit der Studiotür im Takt. Unterbrochen von etwas seichterem Offbeat, geht es aber wieder rasant ab, als wenn ein 100-köpfiges Orchester vor einem steht. Klingt etwas wie kleine Meereswellen, die sich letztlich in einer Riesenwelle vereinen und mächtig am Strand zusammenbrechen und den Sand deftig aufwühlen. Manchmal wirkt es auch wie ein kleiner Kampf der Instrumente, welche um die Vorherrschafft an der großen Welle streiten; den Strand als erster erreichen wollen. Einfach mal den Lautstärkeregler aufdrehen und treiben lassen. Viereinhalb Minuten dauert die Szenerie und der Ohrgenuss, den die sieben Niederländer auf die Beine gestellt haben.

 

Die Rotterdam Ska-Jazz Foundation spielen bereits seit 2001 Ska, Jazz, Rock-Steady, Reggae und Soul. Mit Knock-Turn-All veröffentlichen sie ihre sechste Scheibe, nachdem man immerhin sieben Jahre nichts mehr von ihnen gehört hat.  

 

Nach dem ersten Kracher sind die weiteren Stücke vielleicht nicht ganz so dramatisch, jedoch getragen von einer hohen Qualität der Musiker und der Produktion im Gesamten. Das Wechselspiel von Soli und Combo gelingt hier nahezu perfekt. Am Ende scheint das Experiment gelungen und weitere Songs würden vielleicht gar nicht mehr gut tun. Ich habe immer etwas Probleme mit reinen Instrumentalscheiben, aber hier ist es ein sehr feines, gelungenes Projekt geworden. DerDUDE

 

Tracklist:

1. Beastie | 2. Knock-Turn-All | 3. K-Danz | 4. Monkey Face

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Manchmal kann Arbeit echt schön sein. Manchmal kann Arbeit echt schön sein.

Ska, Ska, Skandal - Inspiration in Bild (Vorort auch Ton).

 

 

Ska, Ska, Skandal - Sampler - Pork Pie 2015 Ska, Ska, Skandal - Sampler - Pork Pie 2015

Ska, Ska, Skandal - No. 6

Sampler, CD, Pork Pie 2015

 

Nicht nur technisch, sondern auch spielerisch hat sich die deutsche Ska-Musik seit den 90er Jahren mächtig ins Zeug gelegt und fast durchweg sehr hörenswerte und tanzbare Produktionen abgeliefert. Live oft nicht weniger beeindruckend! Umso erfreulicher, dass das Label Pork Pie diese Tatsache seit 1989 mit dem Sampler "Ska, Ska, Skandal" nahezu dokumentarisch begleitet.

 

Nun zum 6. Male! Der Zeitpunkt ist sicherlich nicht ganz zufällig, denn das Pork Pie Label feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Die meisten, vertretenen Bands haben ähnliche Jahre auf dem ollen, musikalischen (Bühnen-)Buckel. Mit den traditions- wie erfolgreichen Skaos, Dr. Ring Ding, El Bosso & Die Ping Pongs, The Butlers, Blechreiz oder The Frits sind schon mal DIE großen Hausnummern am Start. Ein Beweis dafür, dass Familie und Beruf mittlerweile sehr wohl mit langjährigem Engagement und cooler Ska-Musik zu verbinden ist - das war nicht immer so!

 

Bis auf die Beiträge von Masons Arms und El Bosso & Die Ping Pongs, werden neue Songs präsentiert, die der Scheibe eine ganz besondere Note verleihen. Es ist eine feine, schöne, saubere und verspielte Dokumentation mit großem Fun- und Erinnerungsfaktor. Mit 14 Songs bewegt sich der Sampler im üblichen Rahmen. Das 16-seitige Booklet sticht heraus und ist sehr positiv zu erwähnen.

 

Was der Sampler nicht beherbergt sind (Zeit-)Reisen in die speziellen Reggae- oder Skapunkgefielde der deutschen Skaszene. Sicherlich auch ein Statement des Labels. Mir fehlt es etwas. Aber das sind Aufgaben anderer Labels und Sampler. Mir gefällt die Scheibe trotzdem saugut - Kaufempfehlung inklusive! DerDUDE

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Les Partisans, Style Of 1994 - 2002 Les Partisans, Style Of 1994 - 2002

Les PartisansStyle Of 1994 - 2002, Mad Butcher Records, CD/LP 2015

 

Mit diesem Best-Of-Album bietet das Mad Butcher Label eine kleine Zeitreise mit den Les Partisans in die neunziger Jahre, wobei sich manches schon fast nach den späten Achtzigern anhört. Die fünf Franzosen spielten acht Jahre lang (1994 - 2002) einen Mix aus Oi!, Punkrock, Street-Punk, Reggae und Ska, der mit kräftiger, spitzer Stimme und derbem, lauten Backgroundgesang ausgestattet ist. So war das in den Neunzigers, wo sich der ein oder andere Song auch mal etwas holpriger anhörte bzw. anhören sollte. Die Aufnahmen sind jetzt nicht von bester Qualität, was aber der Vielfalt, der in den 15 Stücken steckt, keinen großen Abbruch tut. Les Partisans stecken in der Tradition von The Stiff Little Fingers, The Redskins oder auch The Jam und verstanden sich durchaus auch als politische Band der Arbeiterklasse. Das doch recht einfache Booklet besteht immerhin aus den französischen Texten sowie den jeweiligen englischen Übersetzungen. Für 12 Euronen insgesamt ganz OK. DerDUDE

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Dutch Ska Express, All Aboard Dutch Ska Express, All Aboard

Dutch Ska ExpressAll AboardSunny Bastards Records, CD/LP

 

Feierabendbier, ab an den Rhein, Kopfhörer auf und los geht die wilde Fahrt mit der Scheibe der niederländischen Band Dutch Ska Express, „All Aboardˮ aus 2015. Beim seichten, warmen Sonnenuntergang inklusive, fällt es nicht schwer, gleich ein wohliges Gefühl zu bekommen, wenn die sieben sehr erfahrenen Musiker ihre fantastischen Qualitäten präsentieren.

 

Johan Steevens und Loek Hauwert spielten bei (Ex-)Mr. Review, beides ausgewiesene Songwriter bei den meisten Stücken des schmucken Silberlings. Viel Mr. Review im neuen Gewand. 13 Songs in 45 Minuten laden alle ein einzusteigen, in den Skapartyzug, um die Facetten der etwas souligeren und traditionelleren Ska-Welt kennen zu lernen. Und es macht wirklich Spaß, den akustischen, historischen Wellen aus Ska, 2-Tone, Soul und Reggae zu lauschen. Diesmal gelingt es der Band tatsächlich sehr charmant, musikalisch zu vereinen, was den Ska in den verschiedensten Epochen ausmacht. Allerdings ist die schnellste Variante in wenigen Stücken zu finden, die auch etwas an Mark Foggo's Ska-Core erinnern.

 

Rein englische Texte, sehr einfaches Booklet, genialer Offbeat, sehr tanzbar, schöne Variation auch mit weiblichen Stimmen, was ich immer besonders reizend finde. „fast, energetic and super dance-ableˮ. Da können gerne die nächsten Sonnenuntergänge kommen. DerDUDE

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Bad Nenndorf Boys, Noch ne Runde, CD, Artist Station Records Bad Nenndorf Boys, Noch ne Runde, CD, Artist Station Records

Bad Nenndorf Boys, Noch ne Runde, CD, Artist Station Records

 

Eigentlich kaum zu glauben, Bad Nenndorf ist eine 10.000 Seelengemeinde in Niedersachsen. Sechs Ska-Punk-Musiker taten sich dort zusammen, um einem Mix aus Ska, Punk-Rock und Reggae zu huldigen. Konstant und produtiv sind sie mit ihrem fünften Album „Noch ne Rundeˮ in jedem Falle. Zwar wird hier kein Stil neu erfunden, jedoch eine sehr saubere Scheibe abgeliefert. Mit rein deutschen Texten, guter, mal nicht rauchiger Stimme und geradlinig gespielten Bläsern geht die Reise ab über 15 Songs, die sich textlich eher sehr lebensweltlichen Dingen widmen. Irgendwie schon sehr brav, wenn es heißt „Wer nicht tanzt ist doofˮ oder „Noch nen Schnaps, noch nen Bier, denn warum glaubt ihr sind wir hier ... ˮ. Insgesamt ist es kein Gitarrengeschrammel wie man es von anderen Ska-Punk-Bands kennt. Gleichberechtigt preschen die Gitarren zu den Bläsern nach vorne, wobei der Gesang immer wieder vom grölenden Chor unterstützt wird. Tempowechsel und Sound wirken rund und gekonnt. Da will ich auch mal Kur machen. DerDUDE

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Skassapunka, Il Gioco Del Silenzio (CD, Kob Records) Skassapunka, Il Gioco Del Silenzio (CD, Kob Records)

Skassapunka, Il Gioco Del Silenzio, CD, Kob Records 2014

 

Mit dem dritten Silberling treibt es die neunköpfige, italienische Band Sassapunk an das musikalische Tageslicht. „Il Gioco Del Silenzioˮ ist schonungsloser, teils extrem schneller Ska-Punk mit dem Charme der italienischen Sprache. Lieblich oder gar leise klingt das dann gar nicht. Das ist schon recht fetter Punk, der immer wieder kräftige und laute Gitarrensoli einfließen lässt. Hochkarätiger Ballerska á la Ska-P fiel mir als Beschreibung sehr spontan ein, was durchaus positiv gemeint ist. Da heute schier alles möglich ist, gibt es auch mal etwas befremdliche scratchende Einlagen. Warum nicht. 14 Stücke voller Elan, brachialer Bläser- und Gitarrengewalt und breit aufgestellter Stimme. Die Mailänder sind live sicherlich einen Tipp wert. Die Scheibe tut sich allerdings etwas schwer, sich von anderen Ska-Punk-Produktionen abzuheben. Eine englische Übersetzung im einfachen Booklet hätte mir nun auch geholfen, zu verstehen, was denn da gesungen wird. Aber dafür muss die Scheibe ja nicht schlecht sein. DerDUDE

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Wisecräcker, Modo De Odio, CD 2015 Wisecräcker, Modo De Odio, CD 2015

Wisecräcker, Modo De Odio, Tonetoaster Records, EP/Vinyl (2015)

Bereits vor vielen Jahren bekamen die Wisecräcker bei mir eine ganz eigene Rubrik, die ich „multicultural Ska“ oder „postmodern Ska“ nannte. Es beschreibt eine Art vierte Ska-Welle, die sich wegen verstärkter Europäisierungs- und Globalisierungstendenzen abzeichnete und sich durch eine mehrdimensionale und gelebte, bunte Mischung von Sprachen, Kulturen, Musikstilen und Konzerterlebnissen auszeichnet. Tourneen in Europa, den USA oder Südamerika spiegeln die Dimensionen, die auch immer wieder in den englischen, deutschen oder spanischen Texten der sieben  Hannoveraner auftauchen.

So setzt sich der Titel und ein Song der neuen EP „Modo De Odio“ („Hassmodus“) auch mit den politischen Verhältnissen in Mexiko auseinander. In sechs Stücken und 20 Minuten preschen die Wisecräcker mit ihrer gewohnt voluminösen, vielfältigen und professionellen Art auf die Ohren. „Brett und Bläser“ so die eigene Stilbeschreibung, die einen fetten Mix aus ausgelassenem Punk und rasant-bläserbetontem Ska bedeuten. Während sich Song „Unterwegs Mit Den Jungs“ die alltäglichen Tourerlebnisse beschreibt, wird beim bekannten „Moskau" mächtig gecovert. Reggae-, poplastiger und nachdenklicher wird es bei „Back In 1989“, wo man sich in englischem Textgewand den alten Zeiten widmet. Kurz, knackig, bunt, Wisecräcker. DerDUDE

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Dr. Ring Ding Bingo Bongo  2015 Dr. Ring Ding - Bingo Bongo, CD 2015

Dr. Ring Ding Ska-Vaganza, Bingo Bongo. Pork Pie, CD/LP (2015)

 

Wann schläft dieser Mann eigentlich? Betrachtet man die Frequenz der letzten Veröffentlichungen und die dazugehörigen Konzerte, an denen Dr. Ring Ding in verschiedenen Funktionen mitgewirkt hat, lässt sich diese Frage nur sehr schwierig beantworten.

 

Sein neuester Geniestreich nennt sich „Bingo Bongo“ und ist der Nachfolger des Ska-Vaganza-Debüts „Piping Hot“. Die Combo setzt sich aus der katalanischen Freedom Street Band und einigen treuen Assistenten des Doktors zusammen (Mathias Demmer, Markus Dassmann und Igor Rudytskyy). Die äußerst versierten Musiker zaubern vom ersten Ton an und erwecken den traditionellen Ska und Rocksteady der 60er Jahre eindrucksvoll zum Leben. Wer Dr. Ring Ding noch aus alten Tagen mit El Bosso kennt, wird sich über die Neuinterpretation eines Evergreens freuen („Gimme Nuff Ska“). Die Reggaeliebhaber schmelzen beim gefühlvollen „Paluku Rock“ dahin und träumen vom lustigen Skavogel aus „Der Reggaehase Booo“. Und selbst für die Klassiker gibt es eine wunderschöne Rocksteady-Version von Albinonis/Giazottos „Adagio“.

 

Zudem überzeugt der authentische Sound des Albums auf allen Ebenen und ist differenziert und warm zugleich. Dr. Ring Ding beschreibt das Ergebnis selbst am Besten: „It’s better than smoke and better than coke – even better than making love!" Andreas Rüttger

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Los Placebos, Time For Action - CD 2015 Los Placebos, Time For Action - CD 2015

Los Placebos, Time For Action, Sunny Bastards Films & Music, CD 2015

 

Sicherlich einer der ältesten Ruhrpottskabands geben sich die Ehre, nach sage und schreibe elf Jahren, ein weiteres Album zu präsentieren. In über 20 Jahren, nach dem Debütalbum „Dispensor“ (1998) und „Respect Is Due“ (2004), nun immerhin ihr drittes Album „Time For Action“. Da liegt es irgendwie auf der Zunge, zu sagen: „Das wurde aber auch Zeit“. Zur Entmystifizierung ist allerdings zu bemerken, dass in der Zwischenzeit einige Singles und EPs aus den musikalischen Tiefen des Reviers die Ohren der Welt erreichten. Die achtköpfigen Los Placebos stehen für soliden Ska aus dem Pott, der gerne mal kleine Ausflüge in den Reggae, Rock Steady, Pop oder auch Soul zulässt. Die deskriptiven, verbalen Ergüsse reichen dann gerne mal vom seichtem „RuhrPopSteady“ bis zum zungenbrecherischen „Ruhrareanstyle". Außer im Lied „Scheinheiligenschein“, der einen deutschen Text beinhaltet, bestehen die weiteren elf Songs aus englischen Texten. Die musikalische Herkunft wird definitiv nicht verleugnet und man greift kräftig in die 2-Tone- und Offbeattasten der achtziger Jahre; durchdringende Bläser und ein hämmerndes Keyboard inklusive. Die charmante Gesangsunterstützung durch die Keyboarderin ist erfrischend. Insgesamt ist es eine gute Produktion, die lediglich das Innovative etwas vermissen lässt. DerDUDE

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New Kingston - Kingston City 2015 New Kingston - Kingston City 2015

New Kingston, Kingston City - Easy Star Records, CD 2015

Das Familienprojekt New Kingston wurde bereits im Jahr 2006 in Brooklyn gegründet und entwickelte sich im Laufe der Jahre von einer Cover-Band zu einer eigenständigen Reggaeformation. Internationale Anerkennung gewannen die drei Brüder (unterstützt von Papa Courtney Panton Senior) als Backing-Band von Collie Buddz und mit dem Support von namhaften Künstlern wie Matisyahu, Beres Hammond und Rebelution. Der musikalische Stil von New Kingston weist deutliche Spuren von Soul und Hip Hop auf, wobei Reggae bei den meisten Songs das Fundament bildet. Die markanten und sehr melodischen Gesänge bewegen sich geschmeidig auf modern produzierten Riddims. Hier und da verleihen verspielte Piano-Klänge, dezente Synthesizer und sanfte Streicher den Instrumentals eine leicht poppige Note. Neben einigen interessanten Featurings (u.a. Tribal Seeds, The Wailing Souls und Sugar Minott) überzeugt ein großer Teil der zwölf Songs mit eingängigen Linien und treffsicheren Refrains. An manchen Stellen wünscht man sich jedoch etwas mehr Abwechslung und Spritzigkeit in den Arrangements und eine kleine Portion mehr Roughness. Ansonsten aber sehr gut gemacht! Andreas Rüttger

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Laurel Aitken Laurel Aitken - Best Of 60ies

Laurel Aitken, Ska With Laurel, Mad Butcher Records, LP (2015) ¶¶¶¶

 

So ein wenig Gänsehaut ist schon dabei, den Plattenspieler anzuwerfen, um eine Vinylscheibe aufzulegen, die vor fast 50 Jahren eine absolute Rarität in Jamaika und England war. Aufgrund der limitierten Auflage war sie so schnell ausverkauft, wie sie auf den Markt kam. „Ska With Laurelˮ, natürlich Laurel Aitken, dem Godfather of Ska, dessen Label Rio für die damalige Zeit eine recht ungewöhnliche Idee einer „best ofˮ herausbrachte. So begeben wir uns auf eine faszinierende, historische Reise in die wilden 60er Jahre, wo Aitken gerade den Ska in England popularisierte und etablierte. Auf dem Vinyl-Remake gibt es zwölf Stücke, ganz getreu dem Original. Frühester Ska mit den Einflüssen von Calypso, Mento und Boogie Beat. Und das kracht so schön in den Ohren, es muss krachen, wenn der Offbeat der damaligen Zeit den Gehörgang erreicht. Dann bist du angekommen, bei den Mods und traditionellen, wirklichen Skinheads dieser Jahre. Natürlich gab es auch Remakes auf CD, aber gegen dieses Vinyl kommt hier keiner an. DerDUDE

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Casino Royal Casino Royal

Casino Royal, Ten Golden Guns, Mad Butcher Records, LP (2015) ¶¶¶¶

 

Mad Butcher Records ist gerade auf einem historischen Vinyl-Trip, der auch vor den Mailänder „Casino Royalˮ nicht halt macht. So gab es Ende März ein Re-Release der Scheibe „Ten Golden Gunsˮ aus 1989, was natürlich eine Anspielung auf den James Bond Film „The Man with the Golden Gunˮ aus den 70er Jahren impliziert. Die zehn Mann starke Combo mit satter vierköpfiger Bläserfraktion hatte bereits kurz nach ihrer Gründung 1987 diese recht erfrischende Idee. In Anlehnung an verschiedene Filme, wie Bonnie & Clyde, Under the Boardwalk oder Casino Royal wurden zehn Songs veröffentlicht, die fast durchweg den charmanten Charakter des Ska der 80er Jahre, des 2-Tone, der zweiten Ska-Welle in sich trugen. Mit englischen Texten und der prägenden Hammond-Orgel, dem zackigen Offbeat und hämmernden, kurzatmigen Stimmen sind sie ganz nah dran, an dieser Zeit. Nicht nur für Vinyl-Sammler sind diese zehn goldenen Songs eine feine Sache, die auch durch das weitgehend schwarz-weiße Cover an alte Zeiten erinnert. DerDUDE 

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www.madbutcher.de Skannibal 13 Party

Skannibal Party 13, Mad Butcher Records, CD-Sampler, 2015 ¶¶¶

 

Anfang März diesen Jahres erschien die dreizehnte Auflage des wohl internationalsten Samplers der Ska-Welt, die seit 2002 in regelmäßigen Abständen auf dem Mad Butcher Label veröffentlicht wird. Neben Spanien, Italien, Japan, Deutschland, USA, England und Frankreich ist diesmal auch Österreich, die Niederlande und Peru vertreten. Und diese Vielfalt macht immer wieder Spaß. Fast traditionell geht der Silberling, bestehend aus 21 Beiträgen, zu einem Sensationspreis von knapp sechs Euro über die Ladentheke. Präsentiert wird alles vom Early Reggae, Rock Steady, Skinhead Reggae, traditional Ska bis hin zum Ska-Punk. Quasi alles, was in Ansätzen einen Offbeat anzubieten hat. Vielleicht etwas sarkastisch, aber auch dem Samplernamen geschuldet, wird auf dem Cover mal wieder mächtig und farbenfroh gegen Nazi-Skinheads und gegen Faschismus gezeichnet. Gut so! Die recht hohe Bewertung ist der Idee und dem Preis-Leistungsverhältnis geschuldet. Von der Musikqualität muss sich jeder selber eine Meinung bilden. DerDUDE

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Big Banders Big Banders

Big Banders, Dead Right, Scorcha Records, CD 2015


Eine ganz schön steife Brise kommt da vom frischen Norden herunter geweht. Besser gesagt aus der Ecke Hamburg / Kiel. Daher kommen die neunköpfigen Big Banders, die sich nach fast zehn Jahren wieder die Ehre geben, einen Longplayer der Öffentlichkeit zu präsentieren. Seit dem Gründungsjahr 1998 ist dies die dritte Scheibe. Mit zwölf Songs kommt „Dead Rightˮ schon mal recht breit aufgestellt daher. Dem geneigten Rezipienten erwartet eine Menge Ska in verschiedensten Varianten. Mal eher im rhythmischen 2-Tone-Gewand, mal im softeren Reggaestile und wiederum mit schon fast klassischen Ska-Punk-Showdowns, inklusive viel deftigem Gitarrenfeuer und blechernen Bläsergetöse. Betörender Offbeat mit fetter, rauchiger Stimme und kompakter Bläserfraktion trifft es auch. Trompetensoli in Song „Under Controlˮ und ein Instrumentalexperiment im Stück „Bacchusˮ sind durchaus spannend. Insgesamt wirkt das Ganze dann doch recht verspielt. Sehr viel Variation statt einer einheitlichen Linie. Manch einer mag genau das! DerDUDE 

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The Slapstickers, Addicted To The Road (2015) The Slapstickers, Addicted To The Road (2015)

The Slapstickers, Addicted To The Road (CD 2015), Bonn Boom Music

 

Mit „Addicted To The Roadˮ bringen die neun schmucken Herren aus Köln ihr achtes Album heraus, welches zugleich eine Art Jubiläumsausgabe ist. Im Gegensatz zu anderen Combos veröffentlichen die umtriebigen Slapstickers kein „Best ofˮ der letzten 20 Jahre, sondern präsentieren, in gewohnt guter Qualität, 13 neue, schwungvolle Songs. In 48 Minuten bekommt der Slapsticker-Fan sicherlich das, was er von seiner Band erwartet. Mit einer erstaunlichen Konstanz wird dem stileigenen Mix aus Ska, Rock, Jazz, Reggae, Swing und Pop gefrönt. Sehr melodiös und fast soft fügt sich der Gesang mit der dominanten Bläserfraktion zusammen, wobei die Hammond-Orgel die besondere Marke unterstreicht. Das ist auch der Grund, warum einem nicht selten die Erinnerung an die ein oder andere 2-Tone-Band in den Kopf schießt. Die rein englischen Texte drehen sich, wie der Titel der CD schon sagt, schwerpunktmäßig um die zahlreichen Tourerfahrungen der Band. Über 500 Konzerte hat sie auf dem Buckel. Da gibt es viel zu erzählen. Etwas sparsam und schlicht ist man mit dem Booklet und dem Cover umgegangen, und manch geneigtem Hörer könnte es etwas zu soft sein. Insgesamt ist es eine sehr runde Sache, die hier von der bodenständigen Band abgeliefert wurde. Im Sommer soll es noch mehr geben. DerDUDE 

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Words With Destiny 2015 Words With Destiny 2015

The Prosecution, Words With Destiny (CD) 2015, Long Beach Records / Broken Silence

 

Sehr trügerisch langsam beginnt der erste von 12 Songs auf der neuen Scheibe der achtköpfigen Prosecution aus Regensburg. Aber nach wenigen Sekunden wird der Gehörgang eines Besseren belehrt, wenn die Gitarren lospreschen, die Bläser schrillen und die raue Stimme losbrüllt. Hier geht der Punk-Rock ab, so die erste, richtige Analyse. Dass die Bläser und ein hämmernder Offbeat auf Ska-Einflüsse verweisen, ist schon fast zu vernachlässigen. Nach „At The Edge Of The Endˮ aus 2013 folgte im Februar diesen Jahres „Words With Destinyˮ. Was die „Anklägerˮ hier abliefern ist die dritte Scheibe der Band, die bereits seit 2002 dem Punk-Rock verschrieben ist. Beim aktuellen Album wurde Chris Barker von den amerikanischen Anti-Flag gewonnen, um die ohnehin starke Stimme weiter zu unterstützen. Neben den charakteristischen Punk-, Rock- und Ska-Elementen sind auch deftige Metal-Riffs zu hören. Insgesamt ein sehr frisches, spritziges, rasantes und abwechslungsreiches Album, was es in sich hat und richtig Spaß macht. Inhaltlich bleiben die englischen Texte gewohnt politisch, angriffig und immer ohne einem Blatt vor dem Mund. Die sozialkritischen Songs kommen von Herzen und dies hört und spürt der Punk-Rock-Fan. Nach Langem noch mal eine Ska-Punk-Produktion, die Lust auf mehr macht. Daumen hoch! DerDUDE

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Trovači, Aprililili 2015 Trovači, Aprililili 2015

Trovači, Aprililili, GMO - The Label, CD 2015

 

Etwas holprig und zungenbrecherich kommt der Titel "Aprililili" des neuen Albums der Düsseldorfer Band Trovači daher, das Anfang März erschienen ist. Sicherlich auch ein Tribut an die selbstironischen und oft augenzwinkernden Texte. Das heisst nicht, dass sehr aktuelle und ernste Themen, wie die amerikanische NSA, auch behandelt werden. Trovači ist eine sympathische vierköpfige Band, die auf ihrer vierten Scheibe einen Mix aus serbischen, deutschen und englischen Texten präsentiert. Dem lingualen Pluralismus fast logisch folgend wird auch muskalisch eine Spannbreite aus Reggae, Balkanska und etwas Punk bedient. Hier scheint mir die Stilbeschreibung Punk allerdings etwas sehr ausgedehnt genutzt zu werden. Zwar gehören ein paar fette Riffs der Gitarrenfraktion dazu, jedoch ist das gesamte Album bzw. die Musik doch recht geschmeidig, teilweise sehr nachdenklich und entsprechend ruhig. Das ist ja nicht schlecht. Seit dem Gründungsjahr 2003 hat sich viel muskalische und persönliche Erfahrung angesammelt, die man dem Album anmerkt. Es ist kein Kracher. Es ist ein ehrliches Projekt mit elf Songs, auf welches sich der Hörer einlassen kann. Die serbischen Texte geben der Veröffentlichung eine gewisse Authentizität, wohlwissend, dass diese nur von wenigen verstanden wird. Nicht immer einfach. DerDUDE

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http://www.amsterdamfayaallstars.com/ www.amsterdamfayaallstars.com/

Amsterdam Faya Allstars, All Minorities Are The Majority, Grover Records, CD 3/2014 - Ska/Reggae/Dub

 

Gleich vorweg und ohne zu übertreiben: Das Debüt-Album der Amsterdam Faya Allstars zählt wahrscheinlich zu den besten Ska/Reggae-Produktionen der letzten Jahre, die auf dem europäischen Markt erschienen sind! Kein Wunder bei der hochkarätigen Auswahl an Musikern, die der Bandleader Remco Korporaal um sich geschart hat. Kollaborationen mit Damian/Ziggy Marley, The Toasters, Aswad, Mr. Review, Desmond Dekker und den Skatalites zeigen deutlich, dass sich hier die Creme de la Creme aus Amsterdam versammelt hat, um vorwiegend alte Klassiker neu zu vertonen. Die Songauswahl reicht dabei von Prince Busters „What A Hard Man Fi Dead“ über Earle Hagens „Harlem Nocturne“ bis Thelonius Monks „Well You Needn’t“. Fantastischer Sound, extrem groovig und äußerst virtuos!

 

Aber auch die Eigenkompositionen überzeugen mit bestechender Präzision, herausragenden Solisten und insgesamt sehr eingängigen, raffinierten Arrangements. Nach 13 Tracks endet die angenehme Mischung aus entspannten Reggae-Grooves sowie treibenden, Ska/Jazz-Standards in einem kraftvollen Dub-Feuerwerk. Großartiges Album und ein Muss für jeden Ska/Reggae-Liebhaber! Andreas Rüttger

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