CD-Reviews 2011

The Quicksteps

The Quicksteps * Gonna Run! * Eigenvertrieb, CD (2011)


Während Alemannia Aachen um den Klassenerhalt im Fußball kämpft, haben es die The Quicksteps mit ihrer dritten CD „Gonna Run!“ (2011) auf Anhieb in die nächsthöhere musikalische Liga geschafft.


Der 10-köpfige Band aus der westlichen Kaiserstadt ist die Gratwanderung gelungen, den schnellen, eingängigen Quicksteps-2-Tone-Ska über den reißenden Fluss der unterschiedlichen musikalischen Strömungen ans andere Ufer zu retten.

 

Mit „Gonna Run!“ wird gleich in Song eins von zwölf an die alte Tradition des flotten Uptempo-Ska mit fettem Offbeat erinnert, der schon viele Tanzbeine zu Höchstleistungen brachte. Am neuen klanglichen Ufer ist allerdings auch manch nachdenklichere Song hinzugekommen, der von neuen Midtemporhythmen begleitet wird. Die Aufstockung auf zwei Sänger macht sich ebenfalls positiv bemerkbar, so wirkt das bläserbetonte Gesamtpaket mit Posaune, Trompete und zwei Saxophonen noch voluminöser. Geblieben ist in allen Facetten das Markenzeichnen der extremen Tanzbarkeit jedes einzelnen Songs.

 

Nach „Move“ (2002) und „Trapped“ (2004) kommen die Veröffentlichungen, der 1999 gegründeten Band, jetzt nicht Schlag auf Schlag. Oft braucht eine gute Qualitätssteigerung seine Zeit und vor allem gute und engagierte Musiker. Beides trifft hier voll zu!

 

DerDUDE

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Yellow Umbrella * Live At The Groovestation * Pork Pie, CD (2011)

Es ist schon äußerst beeindruckend wie die 7-köpfigen Yellow Umbrella aus Dresden seit weit über zehn Jahren die Ska-Welt mit stetig zunehmender Qualität und durchgängiger Präsenz prägen. Der gelbe Schirm steht für viele sonnige Texte, ein „warmes Klangbild“, osteuropäische Einflüsse und einen absolut professionellen, schwingenden Sound. Ein musikalischer Rettungsschirm, der den melodischen Stilvarianten Ska, Reggae, Gypsy und Pop Schutz bietet.

 

„Live At The Groovestation“ ist ein Livemitschnitt aus dem März 2011 in Dresden. Dabei greifen sie nochmals tief in die Trickkiste, die Faszination ihrer genialen Liveauftritte mit neuen und alten Songs zu mischen. Drei der 16 Songs stammen aus dem 2007er Album „Little Planet“, drei von der Scheibe „Stoned Steady“ (2003) und eines von „Marie Juana“ (2006). Abgerundet wird das Album mit weiteren Stücken aus der Veröffentlichung von 2010 „A Thousand Faces“. Ein richtig neues Bonbon gibt es mit dem Liveklassiker „My Love Is Your Love“.

 

Immer dabei Jens Strohschnieder. Sein Name zieht sich wie ein roter Faden durch die Nähte des Schirmes. Von ihm stammen die meisten Kompositionen und vor allem die geschmeidige Stimme, die das Publikum immer wieder in den Bann zieht.

Insgesamt ist dieses Album gerade für diejenigen zu empfehlen, die Yellow Umbrella noch nicht oder wenig kennen.

 

DerDUDE

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Desorden Público

Desorden Público - Los Contrarios

Leech Records (CH), FAK Records (ESP), Rocking Records (D), (2011) CD ****


Es ist fast schon eine Ehre, ein Review über die acht Virtuosen aus dem fernen südamerikanischen Venezuela schreiben zu dürfen. Desorden Público (öffentliche Unordnung) gehören mit ihrem Latin-Ska-Treiben seit  1985 definitiv zu den festen Ska-Größen. Und das nicht nur auf ihrem Kontinent.

 

Nach satten neuen Scheiben folgt 2011 mit „Los Contrarios“ die Zehnte. Auch hier führt eine Übersetzung in die richtige Richtung. Denn „Die Gegensätzlichen“ spiegeln eine derart große, faszinierende  Bandbreite an Musik und humoristischen Texten, dass jeder Song für sich ein Kunstwerk ist. Neben Latin-Ska-, Salsa- und Mambo-Klängen darf auch der Calypso oder Samba nicht fehlen. Die Wurzeln des 2-Tone-Ska und des Punk der 80er Jahre wird immer wieder in einzelnen Songs gefeiert. Diesmal ist es der Bonus-Track „It Must Be Love“ von Madness.

 

Ebenso abgedreht wie spannend wurden erneut Gastmusiker aus Deutschland, Mexiko und Japan eingeladen, um die Stilvielfalt auf die Spitze zu treiben. Unter anderem begleitet Campino die Band zum Song „City Of The Dead“ von The Clash.

 

Mit insgesamt 15 Songs kommt hier ein sehr vielfältiges, aber auch geschmeidiges Paket, welches fein geschnürt ist und manch Überraschung bereit hält. Den südamerikanischen Touch mit vielen, voluminösen Bläsern und dickem Backgroundgesang muss man allerdings mögen.

 

DerDUDE

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Moon Invaders

The Moon Invaders * The Fine Line (2011) * Grover Records, CD/LP

Wer auf traditionellen und authentischen Ska steht, kommt an den Moon Invaders einfach nicht vorbei. Die neun Belgier orientieren sich mit ihrem aktuellen Album „The Fine Line“ an der jamaikanischen Musik der 60er Jahre und beweisen in jedem der 14 Songs ein hohes Maß an Stilsicherheit und Erfahrung.

 

Ihr Verständnis für den typischen Sound der Karibikinsel schöpfen die „Moonies“ u.a. aus ihren zahlreichen Kollaborationen mit Größen wie Alton Ellis, Pat Kelly und Doreen Shaffer, mit denen sie als Backing-Band zusammen auf der Bühne standen und teilweise immer noch stehen. Mit viel Feingefühl bringen sie nicht nur Ska, sondern auch Rocksteady und Early Reggae zum Grooven und sorgen mit gelegentlichen Einflüssen aus Soul und Funk für eine eigene musikalische Note.

 

Die mehrstimmigen Gesänge harmonieren hervorragend mit Rhythmusgruppe und Bläsern, die sich trotz ihrer allgegenwärtigen Präsenz nie in den Vordergrund drängen, sondern mit gediegenen Soli und schön platzierten Einwürfen dem Gesamtbild einfügen.


Das in Eigenregie produzierte Album überzeugt sowohl durch seinen sehr natürlichen „alten“ Sound als auch durch die gelungenen Kompositionen. Leider ist der Genuss nach einer guten halben Stunde schon vorbei. Macht aber nichts, einfach noch mal hören!

 

Andi Rüttger

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