Skankshot Hamburg Interview Skankshot aus Hamburg

Bandname: Skankshot

Mitglieder (Instrumentenzuordnung):
Thommy (Gesang, Gitarre), Schubel (Drums), Basti (Trompete), Leppi (Gitarre), Mo (Posaune), Aaron (Bass)

Durchschnittsalter:
So Anfang bis Mitte 20.
Gründungsjahr:
2010
Ort/Herkunft:
Hamburg

Internetadresse:
www.skankshot.com

CD's (Jahr):
Boom! EP (CD, 2011) ; One Of The Millions Of Robots (Tape, 2011)

Datum des Interviews:
29.02.2011
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Direkt zu euch:

Wie würdet ihr eure Musikrichtung als Ska-Band näher charakterisieren?

Als wir die erste EP herausgebracht haben, haben wir Ska Punk in einem gefühlten 50-50 Mischverhältnis gespielt. Heute haben wir etwas mehr Punk und Hardcore Einflüsse drin, allerdings ist es denke ich weit davon entfernt, "nur Punk mit Bläsern" zu sein. Vor allem versuchen wir uns von diesem sehr poppigen Fun Ska-Punk à la Reel Big Fish abzugrenzen. Ska-Punk muss nicht bescheuert sein. ;)

 

Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?

Zuerst wollten wir uns Bankshot nennen, nach dem Operation Ivy Song. Es gibt aber in den USA schon eine Band, die so heißt, deswegen haben wir dann ganz klischeemäßig das Ska noch in den Namen gehauen.

 

Welchen Song würdet ihr empfehlen sich anzuhören, um eure Musik am besten kennen zu lernen?

Bisher haben wir ja nur zwei kurze EPs draußen, die man schnell durchhören kann. Das neue Tape gibt einen guten Eindruck davon, was wir gerade so machen. Wenns nur ein Song sein soll, dann vielleicht der Titelsong "One Of The Millions Of Robots".

 
Welche Ska-Band / Ska-Persönlichkeit hat euch am meisten beeinflusst?

Bei sechs Leuten ist das natürlich schwer zu sagen. Die meisten von uns hatten ihre erste Berührung mit Ska durch Ska-Punk. Und da ist die klassische Einsteigerband unserer Generation Ska-P. Aber total krass haben die uns jetzt auch nicht geprägt. Wir hatten einfach Lust, Ska-Punk zu machen und dann kamen Songs raus.

 

Welches ist euer Lieblingssong/ -CD?

Das können wir echt nicht auf einen Nenner bringen. :-/

 

Welche Musikrichtung, neben dem SKA, hat euch am meisten geprägt?

Das ist definitiv der Punk. Dazu gehört nicht nur der Sound sondern auch die Einstellung. Wir versuchen die DIY ( = do it yourself) Herangehensweise so gut wie möglich in unserem kompletten Ding hier durchzusetzen, veröffentlichen unseren Kram selber, machen unser Artwork selbst, basteln die CDs und Tapes zusammen und verkaufen es so günstig wie möglich. Außerdem gehört zum Punk für mich immer auch noch eine gewisse Grundablehnung von Autorität. Das ist uns auch wichtig.

 

Welche Botschaft möchtet ihr mit eurer Musik vermitteln?

Wir sind eine antifaschistische und antikapitalistische Band und haben viele politische Songs die sich mit Sachen aus dem Leben auseinandersetzen. Ich selber bin Anarchist, das fließt sicher auch in meine Texte ein. Wenn Bands einfach nur Tanzmusik machen wollen, ist das auch okay, aber bei uns gehts halt eher mal um die Auswirkungen des Kolonialismus als um irgendwelche boy-meets-girl Geschichten. Drauf tanzen geht trotzdem 1-A. :]

 

Ein zweites wichtiges Thema für uns ist freie Musik. Unsere EPs sind beide unter Creative Commons Lizenzen erschienen, man kann sich alles was wir machen gratis herunterladen. Viele – auch coole – Bands sind Gema Mitglieder, was ich nicht verstehen kann. Wir machen Musik, damit Leute sie hören und drauf abfeiern, nicht um Geld zu verdienen. Sharing is caring!

 

Hat SKA für euch auch eine politische Bedeutung? Wenn ja, welche?

Man sollte das Genre jetzt nicht mit Bedeutung überladen, aber Ska ist natürlich ganz klar schwarze Musik, die von schwarzen Musikern in Jamaika erfunden wurde. Deshalb ist es glaube ich schwer mit Rassismus vereinbar. Hübsch ist auch die 2tone Ästhetik der 70er/80er, in der ganz explizit diese schwarzweiß Farbgestaltung gewählt wurde, um Zusammenhalt von Leuten mit verschiedenen Hautfarben zu demonstrieren. Diese antirassistische Tradition ist glaube ich schon ein Teil der Ska Kultur. Trotzdem ist Ska in erster Linie Musik, die Leute mit ihren eigenen Inhalten füllen können.


Konzerte:
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Was waren eure besten und schlimmsten Konzertorte?

Großartig ist es immer im Café Knallhart in Hamburg, wo einige von uns auch selber Konzerte organisieren. Eintritt frei, Bier 1€ und dann auf engem Raum eine dicke Party. Wir haben öfters da gespielt, eins der besten Male war im August 2011 mit Oferta Especial aus Spanien.

 

Im Juz Rothenburg (Wümme) hatten wir mal ein richtig schlechtes Konzert. Der Sound war schlecht, wir haben einfach nicht gut gespielt, und dann haben wir uns auf der Bühne angestresst und die Leute haben das glaube ich auch gemerkt. Trotzdem danke an Pipo, der das Konzert organisiert hat. Er ist ein Guter!


Wie würdet ihr euer Publikum charakterisieren?

Unser Publikum ist gemischt, wie bei den meisten Ska-Punk Bands. Es gibt Punks, Skins, Skater, Autonome, ganz normal aussehende Leute, Jüngere, Ältere und so weiter. Es sind auch alle Leute willkommen außer Nazis und Grauzone.

 

Was spielt ihr als Zugabe (welchen Song)?

Das ist immer unterschiedlich. Wenn wir in unserer Heimatstadt Hamburg spielen, wollen die Leute allerdings oft "Alerta Antifascista" hören. Das ist der Hit von unserer Vorgängerband The Sovereigns, in der die meisten von uns vorher gespielt haben. Mittlerweile haben wir viele neue Songs, die wir musikalisch besser finden, deshalb spielen wir das Lied nicht mehr so häufig. Trotzdem packen wir es immer mal wieder aus, um Leuten eine Freude zu machen.

 

Gibt es ein verrücktes Erlebnis auf einer Tour, welches erzählenswert ist?

Wir haben immer Spaß und fahren viel Bahn. Aber irgendetwas konkretes spektakuläres fällt uns gerade nicht ein.

 

Mit welcher Band würdet ihr am liebsten zusammen auftreten?

Es gibt so viele Gute... Wir haben einmal mit Authority Zero gespielt, das war großartig! Aber die besten Sachen passieren eh immer zufällig. Wenn es ungefähr in Richtung Ska oder Punk geht, sind wir in der Regel gerne dabei und freuen uns, neue Leute kennen zu lernen. Ah, mir fällt gerade ein, wir haben schon zweimal dem Booking von Jaya The Cat geschrieben, dass wir gerne gratis rumkommen und spielen, aber die reagieren nicht auf uns. Argh!

 

Was mich schon immer beschäftigt, ist die Frage, wie ihr mit Nazi-Skins auf Konzerten umgeht?

Wir hatten das bisher nur einmal, und zwar auf dem Move Your Ass Festival in Schneverdingen. Wir haben selber gar nichts gesehen, aber jemand kam zur Bühne und meinte zu uns, hier laufen irgendwelche Dorfnazis in Grauzonen T-Shirts rum und wir sollen etwas tun. Wir haben dann eine Ansage gemacht und in unser Set spontan den Song "Alerta Antifascista" zwischengeschoben. Nach unserem Auftritt meinten dann irgendwelche Kids, wir sollten uns für sie darum kümmern, die Nazis zu entfernen. Das ist natürlich schwierig, wir sind ja schließlich auch nicht so die starken Schläger, die darauf spezialisiert sind, für Leute den Stress zu übernehmen. Am Ende ist irgendwann eine Gruppe zu den Nazis gegangen und die haben sich dann von alleine friedlich verzogen. Goodbye Jersey haben nach uns gespielt, die hatten ein großes "Kein Bock auf Nazis" Banner und haben das auch noch ein wenig thematisiert und Leute informiert.

 

Ska-Geschichte:
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Es wird häufig von 1-3 Ska-Welle gesprochen. Inwieweit könnt ihr euch damit identifizieren? Was kommt nach der 3. Ska-Welle? Wie seht ihr die Zukunft des SKA?

Ich denke das mit den Wellen kann man als musikhistorische Einordnung schon grob sagen. Es gab auf jeden Fall Zeiten, zu denen gewisse Spielarten des Ska sehr beliebt waren. Wir selber spielen ja Ska-Punk, der ungefähr gleichzeitig mit der dritten Welle aufkam. Wir haben uns allerdings erst 2010 gegründet, als die dritte Popularitätswelle ja schon abgeklungen ist. Heute sind Ska und Ska-Punk eher Musikrichtungen, die von verschiedenen Subkulturen wie Punks und Skins aber auch von verschiedenen offenen geschmackvollen Menschen gehört werden. Wir sind eigentlich ganz glücklich mit so einer Nische. Es gibt zwar weniger Hype, aber dafür mehr echte ehrliche Gegenkultur.


Wie kommt es, eurer Meinung nach, dass sich die meisten jungen Bands entweder in Richtung traditional Ska oder Ska-Punk entwickeln?

Weil das beides so geile Musik ist. ;)

 

Warum hat es der Ska so schwer, sich zu etablieren? Ist Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt?

So vom spontanen Gefühl her ist Ska eigentlich gar nicht so unetabliert. Auf Festivals gehen immer viele Leute auf Ska Bands ab. Aber generell: Keine Ahnung. Manche dummen Sachen sind saubeliebt, manche geniale Sachen sind unbekannt. So läufts halt manchmal.

 
Allgemein:
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Welche Band / Ska-CD würdet ihr den Surfern/Ska-People besonders ans Herz legen wollen? (Mal abgesehen von euren eigenen ;-)

Aus Hamburg gibt es unsere Freunde Wollepolle und die Unjerks. Wollepolle machen erste Sahne Ska-Punk mit so einer gewissen Ladung asozial drin, die Unjerks machen Ska 'n' Roll mit derbe ausgefuchsten Getröte und einer Prise Jazz. Loudog aus Braunschweig sind auch großes Kino, eine weitere Creative Commons Band. Und das Demo von Toolylooly & the McBobbies aus Münster ist eine der geilsten Ska-Punk Aufnahmen der letzten Jahre mit richtig viel Punk drin.

 

Wen würdet ihr als den "Godfather of Ska" bezeichnen?

Zugeschrieben wird der Titel "Godfather of Ska" ja Laurel Aitken. Der "King of Ska" hingegen ist Desmond Dekker. Die Skatalites nennen sich "The Foundation of Ska, Rock Steady & Reggae, und als "Queen of Jamaica Ska" wird Doreen Shaffer beworben. Ich finde alle vier gut, aber solche Titel sind Schall und Rauch, einen Musikstil erfindet niemand als erstes, er entwickelt sich über viele Leute, die voneinander abgucken und inspiriert sind.

 

Welche SKA-Page würdet ihr den Surfern im Netz besonders empfehlen? Welche Favoriten habt ihr?

Deine Seite ist auf jeden Fall gut! Außerdem kann man sich auf http://angry-ska.blogspot.com/ gratis deftigen Skacore runterladen. Und http://let-me-be.net/ ist ein ziemlich junger Blog, auf dem News zu Ska, Ska-Punk und Latin Ska Krams gepostet werden.

 

Was steht an nächsten Projekten/ Konzerten an? Wird es eine neue CD geben?

Unser Tape "One Of The Millions Of Robots" ist jetzt gerade ziemlich frisch raus, das gibts auch gratis zum Download auf skankshot.com. Wir spielen als nächstes am 24.03.11 in der T-Stube in Rendsburg. Und ansonsten haben wir schon sechs Songs für ein neues Album aufgenommen. Wenn wir genug weitere Songs geschrieben haben, gehen wir nochmal ins Studio und hauen dann irgendwann dieses oder nächstes Jahr unser erstes vollständiges langes Album raus.

 

Wann kommt sie raus und was wird auf uns zukommen?

Datum unbekannt, und es wird Ska-Punk mit Herz und Hirn geben. ;)