Bandname: Masons Arms
Mitglieder (Instrumentenzuordnung): Hanno Schattow - Gitarre und Gesang, Mike Goorman - Bass, Markus Momma - Orgel, Andreas Schulze - Schlagzeug, Oliver Jennissen -
Sax, Philipp Watermeyer - Trompete und Backings, Fabian Bohnen - Posaune
Durchschnittsalter: 33 Jahre
Gründungsjahr: 1996
Ort/Herkunft: Köln
Internetadresse: www.masonsarms.de
Datum des Interviews: März 2013
Die "direkten" Fragen ;-):
Wie würdet ihr eure Musikrichtung in 2013 näher charakterisieren?
Relaxte
und tanzbare Offbeats, eine treibende Rhythmussection mit dreckiger Orgel, ein dreiköpfiger Bläsersatz und deutscher Gesang: Inspiriert vom Reggae- und Soulsound der 60er Jahre mischen Masons Arms
Tradition mit modernem Sound zu einer Reggae- und Skamischung, aus der immer wieder ihre Punkrockwurzeln herausschimmern…
…so steht's bei uns in der Bandbio.
Wie seid ihr damals auf den Bandnamen gekommen?
1995
waren Mike und Hanno gemeinsam auf einer Fahrt in Schottland und England unterwegs. Auf dem Heimweg wurde in York Halt gemacht und zwar in einer Kneipe namens "Masons Arms". Dort wurden die ersten
Proben besprochen und die Band gegründet.
Ihr habt eine neue CD "Gepackt". Wie kommt man auf so einen Namen? Welchen Song darauf sollte man sich anhören, um eure aktuelle Musik am besten
kennenzulernen?
Die
Entstehung unserer aktuellen CD war für uns ein Riesenprojekt, was superviel Arbeit, Engagement und Herzblut gekostet hat. In der Zeit von 2008 bis 2010 haben wir unseren Sound ziemlich umgekrempelt
und einige Besetzungswechsel vollziehen müssen. Von Januar 2010 bis Februar 2012 wurde dann die CD in verschiedenen Sessions produziert, aufgenommen und gemischt. Insofern war das alles ein
Riesenaufwand und am Ende haben wir es halt endlich "gepackt" unseren neuen Sound zu kreieren und 14 Songs auf CD zu bannen und zu veröffentlichen.
Anspieltipps auf der CD sind "Mädchen Nr. 1", "Gepackt", "Du sagst nein" oder auch "Etwas mehr".
Dr. Ring Ding ist Produzent der CD. Wie hat er das Projekt beeinflusst? Wo
kommen die Einflüsse ansonsten her?
Der
Kontakt zu Richie entstand durch eine gemeinsame Session 2007. Die daraus resultierende Freundschaft war das Fundament für die Zusammenarbeit während der zweijährigen Produktionsphase. Richie war bei
zahlreichen Recordings dabei, hat uns bei den Bläserarrangements und den Texten stark unterstützt und dabei uns immer wieder neue externe Inputs gegeben.
Der Sound der Band bzw. der CD wäre aber auf der anderen Seite ohne André Meyer als ausführendem Produzent und Techniker nicht so möglich geworden. Durch die gemeinsamen Vocalrecordings bei André im
Studio und die daraus resultierenden sehr intensiven 12 Monate an Mix- und Recordingarbeiten hat unser Sound sich enorm entwickelt.
Das Album ist also eine Coproduktion von Dr. Ring Ding und André Meyer. Zwei, die ohnehin eine jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit verbindet.
Ihr seid zu Rocking Records gewechselt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Bereits
in der Endphase der Mixarbeiten zum Album kam der Kontakt zu Oliver Will und Rocking Records zustande. Wir haben das Album ohnehin nur wenigen Labels anbieten können, weil der Markt für
deutschsprachige Ska- und Reggaemusik auch sehr überschaubar ist. Oliver Will war bereits nach dem ersten Anhören von Roughmixes sehr begeistert von unserer Songs und unseren Texten. Er bemühte sich
daraufhin stetig um einen guten Kontakt zu uns (das Label ist ja in Bamberg und wir in Köln…daher war da wenig persönlicher Kontakt möglich).
Am Ende hatten wir Angebote zur Veröffentlichung von mehrern Labels. Da für uns Rocking Records aber gerade in der jüngeren Vergangenheit ein absoluter Senkrechtstarter in Sachen Offbeatmusik ist und
viele gute Releases von Rocking Records veröffentlicht wurden, war für uns die Entscheidung sehr schnell und sehr leicht zu treffen.
Neben der Labeltätigkeit haben wir auch mit Rocking Steady Booking eine Bookingagentur aus der Rocking Records-Familie gefunden, sodass nun alles aus einer Hand geregelt werden kann. Wir sind damit
sehr glücklich und zufrieden.
Welche Musikrichtung, neben dem SKA, hat euch am meisten geprägt? Welchen Unterschied gibt es zu früher?
In den
ersten frühen Jahren (1996-2000) waren wir hauptsächlich eine Punkrockband mit Bläsern. Wir haben damals auch schon begonnen, deutsche Texte zu schreiben, aber hatten auch immer wieder englische
Songs im Set. Von 2000 - 2007 wurde der Punkrock immer mehr vom Skapunk verdrängt. Dies entstand vor allem durch unseren persönlichen Musikgeschmack, der sich damals in diese Richtung
entwickelte.
Unser Sound war aber immer relativ heterogen. Wir hatten immer noch alte Punkrocksongs, Skapunk-Hoppler und hier und da eine softere Ska- oder Reggaenummer im Gepäck.
Mit der Umstrukturierung von 2008-2010 wurde aber auch der gemeinsame Nenner in Bezug auf den Musikgeschmack bei uns immer eindeutiger, und so haben wir nach und nach unser Zuhause im Ska
gefunden. Neben Ska prägen unseren Sound aber auch ganz viel Reggae, Rocksteady und auch so manche Early-Reggae-Perlen.
Insofern haben wir uns dazu entschlossen, unsere Musik als "Heavy Reggae Boss Sounds" zu bezeichnen. "Heavy Reggae" weil wir hier und bei einigen Liedern unsere Punkrockvergangenheit nicht verbergen
können und wollen - "Boss Sounds" weil uns eher der traditionelle Ska und Reggae inspiriert und weniger die modernen Produktionen.
Gibt es eine (neue) Botschaft, die ihr mit eurer Musik vermitteln wollt?
Viele
unserer Lieder handeln von Alltäglichkeiten, von Liebe und Beziehung, und wie schwierig es häufig ist, das alles mit Mitte 30 unter einen Hut zu bekommen, wenn man die Träume und Ideale seiner Jugend
nicht ganz vergessen will…unsere Botschaft aus dem Song "Gepackt": "Auf deutsch klingt alles kitschiger!"
Wir haben immer wieder damit zu kämpfen, einen guten deutschen Text zu schreiben und den Inhalt nicht hinter englischen Radiofloskeln zu verstecken. "I love you" geht immer…"ich liebe Dich" ist halt
für viele Leute WDR4-Schlager.
Mit der CD "Gepackt" im Gepäck wart ihr bereits auf Tour: Was waren eure besten und schlimmsten Konzertorte bisher? Gibt es ein verrücktes Erlebnis auf einer Tour, welches erzählenswert ist?
Unsere
Releasekonzerte zusammen mit Jaya The Cat und The Beatdown waren fantastisch. Zwei Bands, die wir sehr mögen und uns daher freuen, mit ihnen auf Tour sein zu können.
Die Festivals, die wir 2013 spielen können, sind enorm gut besetzt. Wir spielen neben Dr. Ring Ding Skavaganza, den Skatalites, Dr. Woggle, Goldmaster Allstars, den Caroloregians, Skarface, El Bosso
& the Skadiolas, Cartoon Violence und Sebastian Sturm auf der Bühne. Das sind alles Künstler, die wir selber sehr mögen und es ist einfach toll, dass man mit seiner Band zusammen mit diesen Acts
auftreten kann.
Richtig schlimme Konzerte gibt es da nicht unbedingt…klar: Gerade als Ska-Band mit vielen Mitglieder ist man natürlich dafür prädestiniert dass ab und zu das Klischee wahr wird und mehr Leute auf der
Bühne stehen als im Publikum. Aber mit der richtigen Einstellung macht man daraus halt eine launige öffentliche Probe, bindet die wenigen Anwesenden ein - auch das kann richtig Spaß machen. Es ist
immer grandios, wenn man Leute für sich und seinen Sound begeistern kann, die einen vorher noch nicht kannten.
Was spielt ihr als Zugabe (welchen Song)?
Wir
spielen sehr häufig eine eingedeutschte Version des Chris-Murray-Klassikers "Home" als Zugabe. "Nach Haus" ist unser Ska-Antwort auf diesen wunderschönen Klassiker.
Mit wem möchtet ihr gerne gemeinsam auftreten?Wir freuen uns immer wieder auf gemeinsame Sessions mit den Verrückten von El Bosso & the Skadiolas. Außerdem treten wir natürlich gerne zusammen mit Richie und seinem Skavaganza-Programm auf. Zumal das immer eine gemeinsame Performance von Dr. Ring Dings Featuresong "Rabauken" ermöglicht.
Es stehen wieder einige Sommerfestivals an. Habt ihr Empfehlungen mit Ska-Beteiligungen?
Ganz
klare Pflichtveranstaltungen sind natürlich "This Is Ska" und der "Riverside Stomp". Gerade in Rosslau ist seit Jahren auch immer mindestens die Hälfte der Mitglieder von Masons Arms am Start, egal
wie weit die Anfahrt für den jeweiligen ist. Daneben spielen wir selbst auch auf dem Feuerwerks-Open Air zusammen mit den Kollegen von Dr. Woggle & The Radio und den Skatalites, die seit kurzer
Zeit auch in unserer Bookingfamilie sind.
Je nach Tag und Geschmack geht natürlich auch das Summerjam immer wieder…
Fragen zur Ska-Geschichte:
Die drei Ska-Wellen sind eher musikalische Geschichtsschreibung. Wie seht ihr die Gegenwart und Zukunft des SKA?
Die
Gegenwart und Zukunft ist die Vergangenheit. Wir finden es gut, wenn aktuelle Bands versuchen, den Sound und den Vibe der frühen Reggae- und Skatage einzufangen. Wellen interessieren uns ansonsten
nicht.
Wie kommt es, eurer Meinung nach, dass sich die meisten jungen Bands entweder in Richtung traditional Ska oder Ska-Punk entwickeln?
Wir
selber kennen kaum "junge" Bands - also Bands von Leuten, die zwischen 16 und 20 sind und eine Band gründen wollen. Wir können also nicht wirklich was dazu sagen, was diese Leute zu ihrem Sound
bewegt. Viele von uns kommen vom Land, und auch da gab es damals gleich mehrere Ska-Punk-Bands. Möglicherweise liegt das nahe, weil man als 15- oder 16-jähriger durch Farin Urlaub, Rantanplan, Reel
Big Fish oder die Bosstones einfach viel schneller in Kontakt kommt mit Ska-Punk als mit "richtigem" Ska. Aber wie man an uns sieht, kann man sich da auch im Laufe der Jahre durchaus
weiterentwickeln.
Grundsätzlich finden wir eine musikalische Orientierung an Vorbildern wichtig. Man muss als Band nicht immer das Rad neu erfinden. Gerade Ska- und Reggaemusik bietet ja durch ihre Geschichte immer
wieder die Möglichkeit, neue Versions von alten Songs zu entwickeln.
Warum hat es der Ska so schwer, sich zu etablieren? Ist Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt?
Weil zu viele Leute zu schlechten Geschmack haben.
Schließlich was Allgemeines:
Letztlich noch ein paar allgemeine Fragen: Welche Band / Ska-CD würdet ihr den Surfern/Ska-People besonders ans Herz legen wollen? (Mal abgesehen von euren eigenen ;-)
Wir sind
seit einigen Monaten total begeistert von unsern Labelkollegen von "Leo & The Lineup" aus Dänemark. "The Bandulus" ist ebenfalls eine wunderbare Band aus Amerika mit einem schönen Sound. Der
nächste Sommer kann auch kommen, solange man das aktuelle Release von "Keyser Soze" im Player hat.
Welche SKA-Page würdet ihr den Surfern im Netz besonders empfehlen? Welche Favoriten habt ihr?
Neben
Allska und der Page des Rockingsteady-Magazins noch die recht junge Seite Ready Steady Ska" und den tollen amerikanischen Blog von "Marco on the Bass".
Was steht an nächsten Projekten/ Konzerten an?
Wir sind
gerade bei neuen Recordings zu einem exklusivem Track für einen Labelsampler von Rocking Records. Darüber hinaus arbeiten wir weiter daran, nach dem Release im November 2012 in diesem Jahr viel live
unterwegs zu sein.
Sagt doch was ihr wollt :-)
Setzt Euch aufs Fahrrad, in die Bahn und ins Auto, und geht auf Konzerte statt auf die Flatrate-Party im Nachbardorf! Die fünf Euro Eintritt sind da zehnmal besser investiert, Ihr lernt nette Leute kennen und billiger als in der Hochglanzdisco ist das Bier allemal!
Vielen Dank für das ausführliche Interview!